Life & Style Zeit für Game-Changer

Zeit für Game-Changer

In seinem Job spielt er entscheidende Pässe, er schießt entscheidende Tore. Jetzt gibt er hier die entscheidenden Impulse: Serge Gnabry hat als Chefredakteur an der neuen Ausgabe mitgewirkt und bringt seine Perspektive auf wichtige Themen ein.

Glückwunsch zum neuen Job!

Danke. Ich muss zugeben: Es ist das erste Mal für mich in der Chefredakteursrolle. Ganz cool.

Als Chefredakteur kannst du anderen Menschen eine Bühne geben. Wie triffst du deine Auswahl?

Eine Faustregel ist: Surround yourself with good people. Ich habe zum Glück Menschen in meinem Umfeld, die mich inspirieren, die ich aber auch fördern möchte. Wenn ich ihnen hier bei Business Punk eine Plattform geben kann: Super! Viele Themen sind auch persönliche Interessen. Reisen zum Beispiel. Ich habe gemerkt, wie viel mir das gibt. Als Profisportler sind wir elf von zwölf Monaten so gefangen in der Bubble, in der uns immer jemand sagt: Das darfst du heute, mach das morgen, mach das übermorgen, mach das nicht an dem Tag … Diese wenige freie Zeit des Reisens nutze ich, um andere Dinge zu sehen. Ich möchte aber wirklich andere Kulturen kennenlernen, komplett was Neues sehen. Das hat mir schon so viel gegeben, das möchte ich hier teilen.

Du warst in Japan. Was hat dich an Tokio so geflasht?

Das stand schon seit Jahren auf meiner Bucketlist. Dann kam Corona dazwischen, sonst hätte ich das definitiv schon eher gemacht. Ich habe Interesse an der Kultur, am Essen, an der Fashion. Wie sich die Menschen dort verhalten, gefällt mir persönlich sehr gut. Ich war geflasht, wie anders das einfach ist. Eine andere Welt. Die Themen Respekt, Ordnung und Disziplin werden dort sehr, sehr großgeschrieben. Die Menschen waren superfreundlich. Wobei man das auch wieder differenzieren kann. Man hört ja auch die Geschichten, dass die Menschen dort hinter verschlossenen Türen auch nicht immer so glücklich seien, es aber nach außen nicht zeigen würden. Jeder ist erst mal offen, jeder ist freundlich. Du redest mit jemandem, und die Person hört dir wirklich zu. Aus Respekt und Dankbarkeit wird sich dort oft verneigt. Man hat schon sieben Mal „Danke“ gesagt, aber da ist immer noch jemand, der ein „Danke“ draufsetzen möchte. Freundlichkeit macht alles so viel angenehmer, als wenn jeder eine Fratze zieht. Und ich mag deren Umgang mit älteren Menschen.

Wie meinst du das?

Ich habe die Japaner als sehr respektvoll gegenüber älteren Menschen wahrgenommen. Dort habe ich übrigens viel mehr ältere Menschen gesehen, die noch fit sind, als hier bei uns. Im Teeladen zum Beispiel war eine Frau, die hat sich alle 20 Sekunden in den Schneidersitz gesetzt und vor den Gästen gekniet, sie war mindestens 65 oder 70. Wir haben dort gesessen und hatten schon nach wenigen Augenblicken Krämpfe. Die war so fit. Wahnsinn. Die kulinarischen Eindrücke waren auch unglaublich. Ich habe es immer für ein Gerücht gehalten, dass das Sushi bei uns komplett anders sei als dort, aber es stimmt wirklich. Es ist unglaublich zu sehen, mit welch einer Aufmerksamkeit der Sushi-Meister dort alles zubereitet. Du isst es. Es schmeckt dir. Und der Sushi-Meister ist dankbar, dass er das machen darf. Er ist dankbar, dass es dir schmeckt. Er ist so fokussiert in dem, was er und wie er es macht.

Der Sushi-Meister hat dir erzählt, dass er acht Jahre Reis rollen musste, ehe er den nächsten Karriere-Step gehen durfte?

Ich war fassungslos und konnte es nicht glauben: Acht Jahre lang nur Reis rollen. Und seine Aussage war, dass er immer noch nicht perfekt sei in dem, was er anstrebe. Ich habe wirklich keine Ahnung, was ihm noch fehlen könnte. Das Sushi war perfekt. Aber dieses Immer-besser-werden-Wollen und diese Passion zu haben, gibt dem Ganzen viel mehr Sinn. Was auch immer du erreichen möchtest: Es ist besser, ein Ziel vor Augen zu haben, als es nicht zu haben.

Was fasziniert dich an japanischer Fashion?

Ich finde es geil, dass sie ihren Trends wie Anime, die so verankert sind in ihrer Kultur, immer noch nachgehen. Sie ziehen einfach an, was sie wollen – Hauptsache, ihnen gefällt es. Das vermisse ich in Europa, in Deutschland manchmal. Ich habe oft die Diskussion mit Freunden: Ja, du kannst das anziehen, aber ich nicht. Aber ich ziehe es eben einfach an und du nicht – das ist der einzige Unterschied. Du musst dich einfach nur trauen. Bei japanischen Designern wie Yohji Yamamoto oder Sacai geht es viel um Schnitte, es ist für das Auge sehr ästhetisch. Simplicity, schön, clean, calm. Das mag ich einfach.

Du warst auch in Kopenhagen.

Dort herrscht einfach ein geiler Vibe. Da braucht man nicht viel. Das liebe ich. Mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren, irgendwo an den Strand legen. La Banchina, einer meiner Lieblingsorte. Ein Steg am Meer mit einem kleinen Restaurant. Einfach wunderbar. Du nimmst eine Decke, legst dich hin. Die Leute sind entspannt, offen, sehr nett. Vibe, Architektur, Stil. Auch wieder Simplicity. Sehr lässig, wie sich die Menschen dort kleiden. Die Stadt sieht einfach cool aus. Nyhavn ist brutal, ebenso die Brücke auf dem Food Market. Kopenhagen ist schon top.

Und Kolumbien?

Ich wollte schon lange Spanisch lernen. Habe mich dann dazu überwunden, es wirklich durchzuziehen und habe Unterricht genommen. Ein Kumpel und ich haben seit Jahren darüber gesprochen, dass wir nach Kolumbien wollen. Wir lieben Reggaeton Music, die gibt uns einfach immer eine gute Stimmung. Und die kommt natürlich von dort. Bekomme ich noch einmal die Chance nach Kolumbien zu reisen, so weit weg ins Ungewisse? Allein schon den Schritt zu wagen und eine komplett neue Experience zu machen, gibt mir Energie. Aus kulinarischer Sicht habe ich auch wieder etwas mitgenommen: Empanadas. Es ist wirklich krass, wie gut diese Dinger schmecken. Ich bin süchtig. Kann ich nur jedem empfehlen.

Wir waren in Provenza, einer Gegend mit vielen Restaurants und Bars. Die Leute sitzen draußen, überall läuft Musik. Das muss man erleben. Dann waren wir noch in Cartagena, einer superschönen Stadt am Meer. Auch dort konnte man das Leben einfach anders genießen. Und Spanisch kann ich jetzt auch deutlich besser. Ohne Spanisch wäre ich allerdings auch komplett verloren gewesen, da die Leute dort leider gar kein Englisch sprechen.

Die neue Ausgabe ist ab sofort im Handel erhältlich!

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