Life & Style Wo sich Jan Böhmermann und Maximilian Krah unterscheiden – und wo nicht 

Wo sich Jan Böhmermann und Maximilian Krah unterscheiden – und wo nicht 

Der Satiriker und der Politiker sind aneinandergeraten, weil der eine dem anderen wahrscheinlich etwas angedichtet hat. Wie sollen wir damit denn jetzt umgehen? 

Ich glaube, sie sind sich gar nicht so fern. Beide sind sie Spezialisten darin, Grenzen zu übertreten, die es ja deswegen gibt, damit alle auf dieser Welt irgendwie miteinander klarkommen. Beide leben sie gut von der Auffuhr, die das jeweils erzeugt. Ich tue keinem von beiden Unrecht, wenn ich sage, dass sie für die große Show alles tun. Sie sind Opportunisten der Pointe. Und sie leben übrigens gut davon. Ich spreche über Jan Böhmermann und Maximilian Krah. 

Die beiden sind aneinandergeraten, weil der eine (Jan) vom anderen (Max) in einem dieser Podcasts, die es wie derzeit Pilze im Wald gibt, behauptete, der habe auf der Wies’n 200 Flaschen Champagner für seine Gäste bestellt, was einer absurd hohen Rechnung von knapp 30 000 Euro entsprochen hätte. Der andere (Max) hat gesagt, das sei eine schöne Geschichte, aber frei erfunden. Daraufhin haben sich sogenannte Faktenchecker, die es derzeit auch wie Pilze im Wald gibt, auf die Spur begeben und festgestellt, dass vieles dafürspricht, dass Max und nicht Jan recht hat. 

Warum das interessant ist? Die beiden sind bei mir ziemlich unten durch und das geht auch anderen so, mit denen ich mich unterhalte. Jan hat den türkischen Präsidenten, der für mich jetzt kein Sympathieträger ist, aber unzweifelhaft ein politisches Alphatierchen, mal einen „Ziegenficker“ genannt. Er flog darauf beinahe aus dem skandalunfreudigen ZDF und verursachte eine überschaubare Staatsaffäre. Am Ende durfte er bleiben im ZDF, aber alle warten auf seinen nächsten Ausrutscher.  

Max hat mal gesagt, dass nicht alle SS-Männer Verbrecher seien, was in Deutschland selbst seiner AfD zu viel ist. Sie ist seither auf Distanz zu ihm gegangen, was Max nicht daran hinderte, Europa-Abgeordneter zu werden und sich von den Völkern, für die er nun mit voller Kraft arbeitet, wenn er gerade nicht auf der Wies’n ist, ein fürstliches Gehalt von etwa einer Millionen Euro pro Legislaturperiode auszahlen zu lassen. 

Zwischen beiden gibt es nur einen Unterschied: Der eine (Jan) ist Satiriker. Und der andere (Max) ist Politiker. Satiriker dürfen alles, aber müssen damit leben, dass keiner sie ernst nimmt. Politiker dürfen fast nichts, dafür haben sie aber ein bisschen Macht. Das Problem scheint mir nun: Manchmal vergessen beide ihre Kernkompetenz. Dann macht der Politiker Satire, und der Satiriker macht Politik. Jan und Max passiert das gelegentlich, und ich komme dann ehrlich gesagt nicht mehr mit. Deswegen habe ich mich entschlossen, beide nicht so ernst zu nehmen. Wir können, denke ich, alle drei gut damit leben.

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