Leadership & Karriere Toxischer Mix für Unternehmen treibt Pleiten in schwindelerregende Höhen

Toxischer Mix für Unternehmen treibt Pleiten in schwindelerregende Höhen

Stahlkrise auf Chinesisch, und dennoch keine gute Nachricht für den kriselnden Konzern Thyssenkrupp: Die Agentur Bloomberg Intelligence sieht derzeit bei drei Viertel der chinesischen Stahlhersteller akute Insolvenzgefahr. Der Stahl wird einstweilen zu Dumpingpreisen exportiert, da kann der EU-gewünschte „Grüne Stahl” mit seinen hohen Produktionskosten niemals konkurrieren, nicht einmal mit Schutzzöllen, und trotz der hohen Subventionen durch die Steuerzahler. Wirtschaftsminister Robert Habeck forderte zusätzlich im September bereits staatliche Auftragsgarantien für europäische Hersteller. Derlei Staatseingriffe – bezahlt vom Steuerzahler – werden in der Wirtschaft und den meisten Forschungsinstituten sehr kritisch gesehen, und damit ist womöglich ein weiterer Schuldiger ausgemacht: die Bundesregierung.

Beispiele gibt es zuhauf, dass Vater Staat, wenn er sich gütig zeigt, wenig Gerechtigkeit walten lässt und oft ebenso wenig Erfolg hat. Die Corona-Nachwehen der künstlich am Leben erhaltenen Firmen, die keineswegs immer nur wegen der Pandemiefolgen in Schwierigkeiten gerieten, sondern ihren Untergang auch so schon vor Augen hatten, sind aktuell das schlagendste Beispiel. Andere Unternehmungen, die derzeit noch Schlagzeilen machen, beinhalten etwa die Meyer-Werft (Papenberg), die mit teurer Staatsbeteiligung durch den Bund und das Land Niedersachsen und Übernahme der 90-Prozent-Mehrheit bis 2027 vorläufig gerettet scheint. Der Bundeskanzler, der die Werft als „industrielles Kronjuwel” bezeichnete, wusste allerdings nicht mitzuteilen, warum man unbedingt eine Werft betreiben muss, die sich 40 Kilometer vom nächsten Meer entfernt befindet, und warum die etlichen anderen Werften, die schließen mussten, wie die Elsflether Werft und die Lloyd-Werft Bremerhaven, nicht eben soviel staatliche Aufmerksamkeit erhielten – fragt sich zum Beispiel das Fachmagazin “Float”.

Philipp Immenkötter, Analyst am Flossbach von Storch Research Institute, stellte kürzlich in einer Recherche fest, dass die Bundesregierung offensichtlich überhaupt nicht überblicke, wie viele Subventionen insgesamt fließen, und wer am Ende der eigentliche Nutznießer und Empfänger ist. Zu viele Töpfe, zu viele Baustellen, und dann noch Definitionsfragen: Was ist eine Subvention, was nicht? Immenkötters Fazit in der „Wirtschaftswoche”: „Der Blindflug in der deutschen Förderpolitik führt dazu, dass die Wettbewerbsverzerrung zunimmt, Unternehmen in Abhängigkeit des Staats geraten und mit hoher Verhandlungsmacht weitere staatliche Gelder fordern. Der wirtschaftlich notwendige Innovations- und Anpassungsdruck verpufft und die Krise wird verlängert statt beendet”.

Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht. Mitbestandsvertreter fordern mehr Zurückhaltung des Staates, und Abbau von Subventionen, aber die Tendenz geht in die andere Richtung. Das Wirtschaftsministerium setzt auf mehr und bessere Planung und will vor allem Klima- und Umweltaspekte fördern und belohnen, ein teures Unterfangen. Die rasche Erholung der Weltwirtschaft ist kaum zu erwarten; dass die Stimmung sich verbessert, verhindern auch Kriege und Krisen weltweit. Zahlreiche deutsche Unternehmen tauchen in den Schlagzeilen auf, wenn sie zur Selbsthilfe schreiten: Ob BASF, ob ZF Friedrichshafen, sie bauen abertausende Arbeitsplätze im Inland ab und suchen ihr Heil im außereuropäischen Ausland.

Längerfristig gesehen könnte aus den gegenwärtigen Krisen die Chance entstehen, dass durch Bereinigung des Marktes diejenigen gestärkt werden, die ein tragfähiges Unternehmenskonzept, und, so Allianz Trade, eine solide Finanzierungsbasis haben. Da es im deutschen Mittelstand nicht selten ist, dass man völlig von Eigenmitteln lebt und keinerlei Kredite in den Büchern hat, braucht es hier eigentlich nur, wie traditionell ja ein Pluspunkt Deutschlands, innovative Lösungen. Vorzugsweise ohne staatliche Produktionsaufsicht.

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