Leadership & Karriere Toxischer Mix für Unternehmen treibt Pleiten in schwindelerregende Höhen

Toxischer Mix für Unternehmen treibt Pleiten in schwindelerregende Höhen

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht für das abgelaufene Quartal den schlimmsten Zeitraum seit vierzehn Jahren. Auch nur gegenüber dem Zeitraum vor der Corona-Pandemie (2016 bis 2019) zeigt sich ein drastischer Anstieg. Dabei handelt es sich laut Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung, um „Nachholeffekte”. Denn: Während der Pandemie mit ihren Auswirkungen wurden zahlreiche Firmen vom Staat vor der Pleite gerettet. Ein Pyrrhussieg: Viele der damals gestützten Unternehmen geraten nun wieder in Schwierigkeiten. „Ein prominentes Beispiel im September ist die Eröffnung des Insolvenzverfahrens von FTI Touristik. Das Unternehmen war während der Pandemie mit staatlichen Hilfen in Höhe von fast 600 Millionen Euro vorläufig vor der Insolvenz gerettet worden”, so die Wirtschaftsforscher. Vorläufig. Jetzt also kam die Stunde der Wahrheit.

Man erinnert sich: Im Juni 2020 hatte die damalige Große Koalition ein „Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket“ sowie ein „Zukunftspaket“ in einem Volumen von insgesamt 170 Mrd. Euro geschnürt, „das die Corona-Folgen bekämpfen, den Wohlstand sichern und die Zukunftsfähigkeit stärken sollte”. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) sah darin rund 43 Prozent an Mitteln enthalten, die als pure Subventionen zu werten sind – und damit teils marktverzerrende Eingriffe. Jetzt zeigen die steigenden Zahlen an Insolvenzen, was diese Subventionen tatsächlich bewirkt haben: allenfalls einen Zeitgewinn.

Ob Sekt in Dosen (Rich AG), Dosen ohne was (Tupperware), ob Internetpionier und nun Digitalisierungs-Pleitier Marco Börries (“Enfore”, schon gepriesen als zweites SAP), die erwähnte FTI Touristik, der Buchhändler Weltbild oder Modekonzern Esprit – eine kleine Auswahl der Pleiten des vergangenen Sommers. Fast folgerichtig meldete AmScan Insolvenz an, der weltgrößte Hersteller von Deko- und Party-Artikeln. Die Party fällt aus.

Neben den faktischen Auslösern sollte man die Psychologie der Wirtschaft nicht aus den Augen verlieren: Bekanntlich ruht ein großer Prozentsatz der Entscheidungen von Firmen und Verbrauchern auf deren Erwartungen für die Zukunft. Seien es Investitionen, seien es größere private Anschaffungen, und damit die allgemeine Nachfrage in der Volkswirtschaft. Da macht der aktuelle Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts München keine Hoffnung. Er fiel im September auf 85,4 Zähler – noch vor wenigen Jahren bewegte sich dieses Wirtschaftsbarometer um die 100 Punkte, zuletzt 2021.

Naheliegend ist natürlich die Frage nach dem oder dem Schuldigen, die aber so einfach nicht zu beantworten ist. Häufig machte Firmen die Weltwirtschaft einen Strich durch die Rechnung. Auf dieser Rechnung hatten viele mittelständische Exporteure zum Beispiel nicht die Entwicklung in China. Stagnation und Sparen sind dort ebenso neue Phänomene wie die inzwischen großen eigenen Möglichkeiten, importierte Güter durch eigene Produkte zu ersetzen. Da China sich generell nicht in die Karten blicken lässt, gleicht die Planung deutscher Exporteure manchmal einem Vabanquespiel.

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