Leadership & Karriere Kamala Harris im Rückstand: Ihre 5 letzten Wege ins Präsidentenamt  

Kamala Harris im Rückstand: Ihre 5 letzten Wege ins Präsidentenamt  

Viertens: In Trumps Themen einbrechen. 

Nach der genannten repräsentativen Umfrage, durchgeführt zwischen Ende September und Anfang Oktober, wird unter 29 vorgegebenen Themen am häufigsten „wirtschaftliches Wachstum“ als wichtigstes Problem angesehen – nämlich von 16 Prozent. Das Problem für Harris: Auf diesem Feld gelten die Republikaner als kompetenter, zumal sich viele Amerikaner heute weniger an den Sturm auf das Kapitol durch Trump-Anhänger am 6. Januar 2021 erinnern als daran, dass unter dessen Präsidentschaft die Preise in den Supermärkten und an der Tankstelle niedriger waren, gerade auch im Verhältnis zu ihren Einkommen. Darum überzeugt es die meisten Wähler nicht, dass die ökonomischen Makrodaten Joe Biden einen guten Job bescheinigen, sondern sie sehen, dass die Mikrodaten ihnen das Leben schwerer machen – ob Biden und Harris das verschuldet haben oder Trump es besser machen würde, lässt sich zunächst nicht beantworten. Also muss sie hier die Problemlösungskompetenz für sich so reklamieren, wie es Trump für sich tut! 

Auf Platz 2 folgt das Thema „Einkommensungleichheit“ (10 Prozent), das den Demokraten in die Hände zu spielen scheint und den linken Parteiflügel mit dem üblichen Ruf nach Umverteilung auf den Plan ruft. Aber wenn Harris diese Position zu stark betont, verliert sie die erhofften unabhängigen Wähler in der Mitte.  

Das dritte Thema, Immigration (9 Prozent), ist erneut ein Trump-Thema, der die Remigration von Millionen illegaler Einwanderer verspricht. In seiner ersten Präsidentschaft hat er zwar nicht die versprochene Mauer zu Mexiko gebaut und die illegale Immigration keineswegs gestoppt. Aber er hat sie zumindest verlangsamt – und vor dem Hintergrund einer Rezession und später der Covid-Pandemie vor allem die legale Einwanderung über die Green Cards auf ungefähr zehn Prozent gedrückt. Hier muss Harris in die Trump-Wählerschichten einbrechen und eigene Konzepte vorlegen. 

Strengere Waffengesetze (6 Prozent), Staatsverschuldung, Klimawandel und das Gesundheitssystem (jeweils 5 Prozent) folgen auf der Prioritätenliste und liegen allesamt deutlich eher im Kompetenzbereich der Demokraten – doch bislang hat Harris es nicht geschafft, diese Themen auf die große Bühne zu bringen.  

Fünftens: Distanzierung von Biden.

Um glaubwürdig versprechen zu können, dass Harris es besser machen wird als der Amtsinhaber, muss sie Joe Biden gewissermaßen die Treppe runterschubsen. Das ist schwierig, weil sie in jedem Fall noch bis in den Januar seine Stellvertreterin sein wird. Aber jetzt kann sie sich nicht mehr mit Rücksichtnahme aufhalten. Sie muss beispielsweise den Mittelstand umwerben, neben Frauen, bei denen sie klar führt, auch Männer ansprechen, und sie muss glaubhaft machen, dass sie härter gegen illegale Migration agieren wird – auch wenn das die Parteilinke erzürnt. Und wer ihr vorhält, dass sie im vorigen Wahlkampf noch für einen sehr laxen Umgang mit Zuwanderung oder gegen Fracking war, dem könnte sie sagen, dass sie in den vier Jahren im Amt massiv dazugelernt habe, aber bislang als Stellvertreterin leider nicht die Autorität besitze, hier das Ruder umzuwerfen.  

Wenn sich Kamala Harris jetzt im Endspurt nicht mit Macht als die neue Kandidatin mit neuen Konzepten für das Präsidentenamt präsentiert, wird der alte Präsident mit ziemlich unklaren Ideen ins Weiße Haus zurückkehren. Noch liegen beide Bewerber dicht auf, noch hat Kamala Harris nicht verloren. Aber ihre Möglichkeiten schmelzen im Stundentakt. 

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