Productivity & New Work Jung = unerfahren? So wehrt ihr euch gegen Altersdiskriminierung

Jung = unerfahren? So wehrt ihr euch gegen Altersdiskriminierung

Ein Gastbeitrag von Lara Kieninger, Senior Inhouse Recruiter, The Stepstone Group

Altersdiskriminierung? Da denken viele erstmal an die Generation 50+. Aber altersbezogene Vorurteile treffen auch Jüngere – gerade die Gen Z! Eine aktuelle Stepstone-Studie zeigt, dass sich auch junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt mit dem sogenannten Ageism herumschlagen müssen. 

Zu jung, zu unerfahren, zu unzuverlässig – kommt euch das bekannt vor? Viele junge Menschen bekommen diese Vorurteile zu spüren, obwohl Fachkräfte dringend gesucht werden. Eine Stepstone-Studie zeigt: 35 % der 18- bis 34-Jährigen fürchten, als unterqualifiziert zu gelten. Und das anscheinend zu Recht: Recruiter*innen halten besonders Kandidat*innen im Alter von 35 bis 44 für besonders leistungsfähig, bei jüngeren und älteren Bewerbenden nehmen die Vorurteile zu. 

Unterschiedliche Vorurteile gegen jüngere und ältere Bewerber*innen 

Im Rahmen der Studie haben wir Personaler*innen befragt, welche Fähigkeiten sie eher älteren oder eher jüngeren Bewerber*innen zutrauen. Die Ergebnisse waren recht eindeutig. So trauen Personaler*innen der Gen Z beispielsweise weniger zu, umfassende Erfahrung im jeweiligen Fachgebiet zu haben. Auch Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit sowie ausgezeichnete verbale und schriftliche Kommunikationsfähigkeiten sehen HR-Fachpersonen weniger bei Jüngeren. Sogar eine warme und zugängliche Persönlichkeit wird der Gen Z seltener zugeschrieben als älteren Arbeitnehmer*innen. Ebenso achten Jüngere laut der befragten Personaler*innen weniger auf Genauigkeit und Sorgfalt, gutes Zuhören und klare Kommunikation.  

Ältere Arbeitnehmer*innen sehen sich dagegen damit konfrontiert, dass ihnen innovatives Denken und das Einbringen frischer Ideen nicht im selben Maß zugetraut werden wie Jüngeren. Zudem glauben viele Recruiter*innen, dass Ältere sich nicht so schnell an neue Lernumgebungen und Technologien anpassen können. Generell werden ihnen Kenntnisse der neuesten Technologien und Software abgesprochen. All diese Fähigkeiten werden Jüngeren dagegen eher zugesprochen. Ihr solltet in eurer Bewerbung also auf jeden Fall auf Aspekte wie Technologieaffinität und -kompetenz, Neugierde und Lernbereitschaft eingehen. 

So überzeugst du Personalverantwortliche auch mit wenig Erfahrung 

Tipp 1: Lies die Stellenausschreibung ganz genau.  

Klingt logisch, wird aber oft übersehen: Nicht jede Stellenausschreibung verlangt zwingend Berufserfahrung. Hier ein kleiner Wegweiser für den Job-Fachjargon: „Mehrjährige Erfahrung wünschenswert“ bedeutet nicht zwingend „Muss“. „Erste Berufserfahrung“ hast du durch Praktika oder Werkstudentenjobs. „Einschlägige Erfahrung“ zielt auf ein bis drei Jahre in einer relevanten Branche ab. Und „fundierte Erfahrung“ bedeutet drei bis fünf Jahre Erfahrung und wird vor allem für Positionen mit Personalverantwortung gefordert.  

Tipp 2: Stelle die Soft Skills mit in den Vordergrund. 

Soziale Kompetenzen sind in der Arbeitswelt extrem gefragt. Zu den Fähigkeiten, die du betonen solltest, gehören etwa herausragende Kommunikations-Skills, eine hohe Problemlösungskompetenz, Lernbereitschaft und gutes Zeitmanagement. Außerdem kannst du hervorheben, dass du ein guter Teamplayer bist.   

Tipp 3: Nenne nicht nur deinen Abschluss, sondern auch Fähigkeiten aus anderen Bereichen.  

Du programmierst in deiner Freizeit oder bist ein Naturtalent bei der Planung von Geburtstagsfeiern? Dann hast du Skills, die auch im Job wertvoll sind. Dazu gehören zum Beispiel analytisches Denken, Organisationstalent oder Kundenorientierung, die du in einem Nebenjob gelernt hast. Auch Technikkenntnisse und den Umgang mit gängigen Tools, wie Microsoft Office und Google Workspace, solltest du hervorheben.  

Tipp 4: Gib Praktika und Ehrenämter in deinem Lebenslauf an.  

Nur weil du keinen Vollzeitjob hast, heißt das nicht, dass du unerfahren bist! Dein Engagement und deinen Arbeitswillen kannst du aufzeigen, indem du auf Praktika hinweist – auch wenn diese in anderen Bereichen waren. Auch Ehrenämter und soziales Engagement, etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr oder im Tierheim, beweisen deine Einsatzbereitschaft.  

Tipp 5: Hebe deine Bildungsabschlüsse hervor. 

Du kannst noch keine Berufserfahrung vorweisen? Macht nichts! Deine Ausbildung oder dein Studium zeigen trotzdem, dass du das nötige Wissen hast. Vielleicht kannst du auf besondere Erfolge im Studium oder in der Ausbildung hinweisen. Oder du hast Weiterbildungen in Form von Workshops oder Onlinekursen gemacht, die du mit Zertifikaten belegen kannst. Auch der Besuch von Fachkonferenzen lässt sich hier gut einbinden. Falls du einen Quereinstieg planst: Deine Erfahrungen aus anderen Bereichen bringen frischen Wind und neue Perspektiven – nutze das zu deinem Vorteil.  

Tipp 6: Betone deine Leidenschaft und deine sonstigen Interessen.  

Du sprühst vor Energie, Ideen und Neugier? Das solltest du unbedingt rüberbringen! Zum Beispiel, indem du von deinen Hobbys erzählst. Vielleicht passen sie ja genau zum Job? Denk daran, einen Bezug zum Unternehmen herzustellen und hebe hervor, warum der Job zu deinen persönlichen Zielen passt. Gibt es Menschen, die deine Hingabe bezeugen können? Dann frage sie nach einem Empfehlungsschreiben. Erzähl ruhig lebhaft und begeistert von deinen Interessen, aber achte darauf, dass du immer authentisch bleibst.  

Mit diesen Tipps bekommst du bestimmt einen Fuß in die Tür und kannst im neuen Job wichtige Erfahrungen sammeln, die dir bei deiner weiteren Karriere helfen!  

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