Productivity & New Work „Es ist null wert. Von welcher Bewertung sprechen Sie? Es ist null wert.“

„Es ist null wert. Von welcher Bewertung sprechen Sie? Es ist null wert.“

Der indische Bill Gates hieß bis eben Byju Raveendran. Jetzt hat er sein Startup gegen die Wand gefahren. Investmentbanker hatten es neulich noch mit 50 Milliarden Dollar bewertet. Byju ist entwaffnend ehrlich und jedenfalls im Scheitern vorbildlich.

Wow, Punks – es gibt Karrieren des Scheiterns, die nicht alltäglich sind. Die von Byju Raveendran ist so eine. Während eines Urlaubs im Jahr 2003 half er Freunden, den schwersten Test zu bestehen, den Indien für IT-Manager zu bieten hat. Er heißt CAT. Seine Freunde bestanden mit Bravour und Byju machte selbst die Prüfung. Ergebnis: 100 Prozent richtig. Kein Zweifel: Der heute 44-Jährige ist ein Ausnahmetalent.

2011 gründete er die Lernplattform Byju’s, startete vier Jahre später eine App, die weltweit mehr als 150 Millionen Mal heruntergeladen wurde. Im Durchschnitt verbrachten seine Schüler jeden Tag 71 Minuten mit der App. Forbes zählte ihn fortan zu den Milliardären.

Und jetzt das: Byju Raveendran, der das Zeug hatte, ein indischer Bill Gates zu werden, räumte Ende vergangener Woche ein, Fehler gemacht, den Markt falsch eingeschätzt und das Wachstumspotenzial überschätzt zu haben. Sein Startup, einst mit 22 Milliarden Dollar bewertet, sei heute praktisch „null“ wert. Die zuhörenden Journalisten staunten über so viel Ehrlichkeit.

Schuld habe er, sagte Byju. Die aggressive Übernahme von gut zwei Dutzend Startups habe sich als fatal erwiesen, als die Finanzierung im Jahr 2022 versiegte. Byju’s plante, Anfang 2022 an die Börse zu gehen, wobei mehrere Investmentbanker das Unternehmen mit bis zu 50 Milliarden Dollar bewertet hatten – was ebenfalls kein gutes Licht auf diese eh schon ein bisschen verrufene Branche wirft.

Byju erzählte, viele seiner mehr als 100 Investoren hätten ihn gedrängt, eine aggressive Expansion in bis zu 40 Märkte zu verfolgen. Aber, so fügte er hinzu, genau diese Investoren bekamen kalte Füße, als die globalen Märkte nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine einbrachen und der Risikokapitalmarkt in eine Abwärtsspirale geriet. Das Ausscheiden von drei wichtigen Geldgebern – namentlich Prosus Ventures, Peak XV und Chan Zuckerberg Initiative – aus dem Vorstand des Unternehmens im vergangenen Jahr machte es dem Startup unmöglich, weitere Mittel aufzubringen. Die Vertreter der drei und die Wirtschaftsprüfer von Deloitte suchten das Weite – was immerhin dieser auch umstrittenen Branche nicht weiteren Ärger einbrockt.

Byju’s hat inzwischen das Insolvenzverfahren beantragt. Sein Gründer sagt mit entwaffnender Offenheit: „Es ist null wert. Von welcher Bewertung sprechen Sie? Es ist null wert.“ Ob ein Comeback möglich sei? Natürlich hoffe er darauf. „Ich kam aus einem kleinen Dorf. Ich habe alles, was ich besitze, in dieses Unternehmen gesteckt. Jetzt habe ich nichts mehr zu verlieren“, zitiert ihn ein Zuhörer, der für die Startup-Plattform TechCrunch berichtet.

Punks – so geht Scheitern. Hut ab vor denen, die sich das eingestehen. Und vor denen, die sich daraus wieder erheben.

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