Innovation & Future „Es ist ein bisschen wie Clash of Clans“ 

„Es ist ein bisschen wie Clash of Clans“ 

Als Spin-off der Ruhr-Uni war das Team um Prof. Dr. Gerwert herum noch klein. Binnen weniger Jahre ist daraus ein Unternehmen geworden. Was bedeutet das für die Firmenkultur? 

Das war extrem schwierig. Der Firmenaufbau verändert die Kultur schlagartig. Bürokratie hält Einzug, ebenso Qualitätsmanagement, Regularien, Recht, Dokumentation, neue Strukturen. Viele denken dann bei dieser Weiterentwicklung gleich an Bill Gates und Microsoft oder Steve Jobs und Apple, und haben unrealistische Vorstellungen. Weil aus der Sicht der Anwender oder Käufer sich der Erfolg von alleine einstellt. In der Regel gilt: hinter jedem Erfolg steckt harte Arbeit. In meiner Rolle helfe ich dabei, die Balance zwischen wissenschaftlicher Freiheit und praktischen Anforderungen zu finden. Als diejenige, die die Finanzen stets im Blick hat, ist für mich vor allem eine einfache und kostengünstige Produktion von großer Bedeutung. Bei gleichzeitiger Einbindung meiner Mitarbeiter in meine Entscheidungen. Ich möchte, dass meine Mitarbeiter verstehen, warum ich so handle wie ich handle, das schafft Zusammenhalt und ein Identitätsgefühl: wir arbeiten alle an einem Ziel, jeder entsprechend seiner Qualifikation und seines Talents. Es ist ein bisschen wie Clash of Clans.

Wie hast du das geschafft? 

Ich achte bei der Teamzusammensetzung auf Diversität, eine Mischung aus sehr guten Leuten mit Industrieerfahrung und Jungen von der Uni. Der Weg vom Start-up zum Unternehmen ist sehr harte Arbeit, wenn man erfolgreich sein will. Das Mindset muss stimmen: Jeder und jede muss es wirklich wollen. Im Vorstellungsgespräch habe ich nicht nur nach fachlichen Qualifikationen gefragt, sondern auch: Was macht dir Spaß? Wie gehst du mit Stress um? Welche Musik hörst du? Ich interessiere mich für den Menschen jenseits des Labors. Als ich die Quality Management System einführte, gab es anfangs Bedenken wie: ‚Du schränkst mich ein‘ oder ‚Warum brauchen wir das überhaupt?‘. In solchen Momenten habe ich versucht, die Bedeutung von ´QMS´ verständlich zu machen, indem ich den Vergleich gezogen habe: Wir alle möchten unsere Lebensmittel und Medikamente bedenkenlos kaufen können – dafür gibt es schließlich Vorschriften, über die wir froh sind. Warum also nicht auch bei uns? Ähnlich wie in der Forschung, die ebenfalls klare Regeln hat, um gezielt und erfolgreich zu arbeiten. Mein Ziel war es, Verständnis zu fördern und einen Perspektivenwechsel anzuregen: ‚Schau doch mal, wie es sich aus einem anderen Blickwinkel darstellt!‘ Das ist aus meiner Sicht unglaublich wichtig.

Ist euer Produkt reif zur Kommerzialisierung?

Wir haben erste Kunden gewonnen. Unser ´Proof of Concept´ ist erfolgreich, und wir vertiefen unsere Marktforschung sowie die Gespräche mit potenziellen Kooperationspartnern. Dabei war es mir wichtig, dem Team zu verdeutlichen, wie entscheidend es ist, strategisch zu denken. Auch hier gilt: wir haben es erst geschafft, wenn wir am Markt sind. Und dazu brauchen wir Ideen und vor allem Strategien, wie wir dahin kommen.

Wie gehst du mit Rückschlägen um? 

Wir erleben häufig solche und in diesen Momenten ist es wichtig, nicht aufzugeben. Es gilt, aus Fehlern zu lernen, diese offen einzugestehen und Verantwortung zu übernehmen, anstatt auf andere zu zeigen. Oft liegt das Problem im Detail. So benötigte unser Team lange Zeit, um festzustellen, dass ein Ventil nicht ordnungsgemäß funktionierte. Bei uns steht ´learning by doing´ an erster Stelle, da wir kein großes Unternehmen sind, in dem alles vorgegeben ist. Anstatt zu klagen, spreche ich Probleme direkt an und verfolge stets einen lösungsorientierten Ansatz. Wobei meine Direktheit nicht immer gut ankommt, aber der Erfolg gibt mir recht. Ich profitiere besonders von der geballten Kraft eines interdisziplinären Teams, das sich dem medizinischen Fortschritt verschrieben hat. Diese Dynamik motiviert mich täglich aufs Neue! Ich kann mit „Fug und Recht“ behaupten: Start-up war gestern, heute arbeite ich einem innovationsgetriebenen Unternehmen, das mit seinem Produkt, der Frühdiagnostik und Stratifizierung von neurodegenerativen Krankheiten, einen Meilenstein in der Bekämpfung dieser Erkrankungen setzen wird. Damit Selbstbestimmung im Alter selbstverständlich wird. 

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