Innovation & Future „Der Mensch ist nicht fürs Fliegen gemacht“ 

„Der Mensch ist nicht fürs Fliegen gemacht“ 

Die Berliner Regierung hat mit ihrer technologiefeindlichen Entscheidung gegen eine Bürgschaft für Lilium verhindert, dass in Deutschland das nächste Kapitel der Geschichte der Luftfahrt geschrieben wird. 

Vor 150 Jahren testeten die Brüder Otto und Gustav Lilienthal im damaligen Preußen ihre ersten Flugapparate. Die preußische Obrigkeit versuchte mit Hilfe ihrer Gesetzbücher dem Treiben ein Ende zu machen. „Der Mensch ist nicht fürs Fliegen gemacht“, lautete das Diktum der staatlichen Aufpasser. 

Geschichte wiederholt sich. 150 Jahre später entwickeln an die 1000 begeisterte Ingenieure, Physiker, KI-Experten und Betriebswirte mit Hilfe einiger bisher unerschrockener Investoren das nächste Kapitel der Luftfahrt: Es geht ums CO2-freie Fliegen, um Mobilität über weite Strecken hinweg, die ohne Kerosin und ohne kilometerlange Landebahnen auskommt, die regelmäßig Bürgerinitiativen auf den Plan rufen. Es sind die legitimen Nachfahren von Otto und Gustav Lilienthal, die sich mit ihrem Unternehmen, das nicht aus Versehen Lilium heißt, aufgemacht haben, die Zukunft des Luftverkehrs in Angriff zu nehmen. Aber wieder sitzt im preußischen Berlin eine Regierung, die von Flugscham getrieben ist und sich sagt: „Der Mensch ist nicht zum Fliege gemacht.“ Deswegen bürgt sie nicht für einen Kredit den Lilium braucht, um weiter zu machen. 

Stattdessen pumpt sie zum Beispiel alles in allem zwei Milliarden Euro an Zuschüssen, Krediten und Absicherungen in die Werft-Industrie, deren letzte Innovation der Einbau von Dieselmotoren in Stahlrümpfe gewesen ist und die wie die Meyer-Werft in Papenburg völlig absurder Weise Kreuzfahrtschiffe im Landesinneren baut. Um sie ins Meer zu überführen, werden Stauwerke auf Staatskosten errichtet, die das örtliche Flüsschen soweit mit Wasser versorgen, dass die Stahlkolosse mit einer Handbreit Wasser unterm Kiel ins Meer bugsiert werden können. Das ist Industriepolitik, wie sie der preußische König einst gemacht hat und wie sie seine ihm in Sachen Autorität, Technologiefeindlichkeit und Bürgerbevormundung nur wenig hintenanstehen Nach- Nach-Nachfolgerregierung in Berlin macht. 

Klar ist Lilium ein Hochrisiko-Investment. Es kostet Milliarden, bis das erste elektrische Flugzeug abhebt. Es wird weitere Milliarden Euro kosten, bis daraus ein Geschäft und ein Massentransportmittel entstanden sein wird. Es gab und gibt Rückschläge. Und es gibt  einen Wust von Vorschriften, die das Vorhaben fast unmöglich machen.  Aber es gibt genauso bereits jetzt hunderte Kunden dafür, die bei Lilium bestellt haben, obwohl sie noch nie in einem solchen Fluggerät gesessen haben.  Und es gibt fähige Köpfe in der Entwicklung und im Aufsichtsrat von Lilium, die es möglich machen könnten. Tom Enders zum Beispiel, den sie „Major Tom“ nennen, seitdem er an der Spitze von Airbus dieses europäische Unternehmen zum global führenden Luftfahrt- und letztlich auch Verteidigungskonzern ausgebaut hat 

Aber der Mensch ist ja nicht fürs Fliegen gemacht, entschied jetzt die Bundesregierung und strich eine schon zugesagte Bürgschaft über 50 Millionen Euro, mit der Lilium einen KFW-Kredit absichern wollte. Das Signal ist fatal: Denn nun sagen die Investoren „Auf Wiedersehen, liebe Deutsche. Ihr habt zwar die beste Technologie, aber Euer Staat glaubt nicht an Euch.“ Anderswo ist das besser. In den USA und in China haben sie sich auch aufgemacht. Dort finanziert der Staat mit, und schultert einen Teil des Risikos, das sonst allein bei privaten Investoren liegt. Aus Sicht der Geldgeber ist es attraktiver in ein Unternehmen zu investieren, das am Ende auch von staatlicher Seite abgesichert ist. Deswegen wird Lilium jetzt mit der Absage aus Berlin auch seine privaten Investoren verlieren. 

Was bleibt? Die Lilienthals haben damals unverdrossen weiter gemacht. Den Masseneinsatz ihrer Fluggeräte haben sie 50 Jahre später allerdings auch nicht mehr miterlebt. Geschichte wiederholt sich. Es kann nach der Absage des Bundes jetzt gut sein, dass auch Lilium den Masseneinsatz seiner senkrecht startenden elektrischen Fluggeräte nicht mehr miterlebt. 

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