Innovation & Future Das Ende der Stechuhr 

Das Ende der Stechuhr 

Eine Blaupause für eine neue Art der Messung, Berechnung und Vergütung von Arbeit im KI-Zeitalter.

Gastbeitrag von Axel Breuer.

Seit der industriellen Revolution planen und messen wir Arbeit fast ausschließlich in Zeiteinheiten – Stunden, Tage, Wochen. Das System funktionierte mal besser, mal schlechter: Die einen haben sich gequält, um ihre Aufgaben innerhalb der verfügbaren Zeit zu erledigen, die anderen waren nach ein paar Minuten fertig. Manche verdienen viel Geld pro Stunde, manche wenig. Wir sollten dringend damit aufhören, Arbeit und Leistung nach Zeit zu bemessen. Warum? Für die Ära der KI ist Zeit die falsche Einheit. 

Millionen von Menschen arbeiten in Berufen, die man mit KI effizienter machen kann. Manche lassen sich so gut automatisieren, dass sie ohne menschliches Zutun erledigt werden kann, Buchhaltung beispielsweise: Es gibt Berichte von Unternehmen, die Kassenbelege bereits vollständig mit KI bearbeiten. Ein Mitarbeiter schaffte hier im Schnitt 50-60 pro Tag – die KI schafft die gleiche Menge in einer Minute. Dabei wird es nicht bleiben: Heute mag ein KI-System zehn Mal so schnell Buchungen oder Aktienanalysen oder eine Steuererklärung erstellen – innerhalb von wenigen Monaten könnte das System durch neue Algorithmen und Prozessoren 1.000 oder 10.000-mal schneller sein als der Mensch.  
 
Wenn ein KI-Tool in wenigen Stunden so viele Geschäftsberichte oder Theaterstücke schreiben, Kassenbelege auswerten oder Baupläne erstellen kann wie ein Mensch in einem ganzen Leben, wird klar: Zeit ist keine sinnvolle Einheit mehr, um Arbeitsleistung künftig zu messen oder zu belohnen. Es ist, als würde man im 100m-Sprint gegen eine Maschine antreten: Zuerst gegen eine Dampfmaschine, dann gegen einen Ferrari und schließlich gegen einen Jet. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit verliert der Mensch nur noch – bei Hardware und Software befindet sich die KI derzeit kurz vor dem Ferrari-Zeitalter. 

Leistung pro Zeit: Schnee von gestern 

Wenn wir Zeit weiterhin als Berechnungsgrundlage verwenden, bringen wir Menschen in Erklärungsdruck: Aus der Perspektive Zeit wird der Mensch schon bald das ‚schwache Glied‘ in der Kette sein. Wer zu lange braucht wird gefragt: Nutzen Sie keine KI? Haben sie die neuesten Systeme? Nutzen Sie KI-Hardware und Agenten? Hinzu kommt, dass KI im Gegensatz zu Menschen rund um die Uhr verfügbar ist: Während der Mensch 8 Stunden bei der Arbeit ist, haben KI-Agenten dreimal so viel Zeit für ihre Arbeit. Noch stellen wir uns vor, dass wir die KI bedienen wie einen Taschenrechner: Wenn wir nicht darauf arbeiten, passiert nichts. Kaum ein Mensch kennt Systeme, die vollkommen unabhängig von uns Arbeit erledigen. Die jetzt anlaufende Welle von KI-Tools arbeitet aber unabhängig: Sie findet selbst heraus, was getan werden muss und tut dies ohne unseren Einfluss. Und dann überprüft sie selbständig ihre eigenen Ergebnisse. 24 Stunden lang. Schon heute gibt es Tools, die nur eine gewisse Zeit ‘zuschauen’ müssen, um bestimmte Arbeiten vollständig selbst zu erledigen. KI-Agenten beobachten jeden Arbeitsschritt und entwickeln selbst eine Automatisierung. Eine Liste zu ‚ersetzbaren‘ Jobs und Branchen gibt es bereits – ganz oben stehen Finanzen und Controlling, das Bankwesen, Steuer, Softwareentwicklung und andere Bereiche, die viel vergleichbare Daten verarbeiten. Das ist beeindruckend – und es kann der nächste Schritt für die Entwicklung der Menschheit sein.  
 
Aber es gibt viele Fragen und dafür müssen wir schnell Antworten finden. Zum Beispiel: 

Wie funktioniert Arbeit in Zukunft? Wie funktioniert die Bezahlung für Arbeit? 

Welche sinnvolle Rolle hat der Mensch in Zukunft in Zusammenarbeit mit KI? Wie wird eine Karriere funktionieren? Wie funktioniert Ausbildung? Ob vollautomatisch oder mit menschlicher Unterstützung: Die Leistung von Mitarbeitern verlagert sich zunehmend auf ihre Fähigkeiten, KI-Tools effektiv einzusetzen und anzupassen, anstatt Zeit mit repetitiven Aufgaben zu verbringen. Da KI viele Routineaufgaben übernimmt, konzentriert sich der menschliche Beitrag verstärkt auf kreative Problemlösung und strategisches Denken – Bereiche, die sich auch nicht leicht in Zeiteinheiten quantifizieren lassen.  

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