Innovation & Future Von der Weide in die Digitalwelt: Charlotte Rothert revolutioniert das Onboarding für Frontline-Worker

Von der Weide in die Digitalwelt: Charlotte Rothert revolutioniert das Onboarding für Frontline-Worker

Was sagt deine Familie, was aus der Landwirtin geworden ist?

Meine Familie kennt mich so, also die wissen, dass ich Sachen aufbauen möchte. Meine Freunde aus Osnabrück sind da schon eher so: „Okay, lass uns noch mal kurz drüber sprechen. Du hast eine Wohnung in Berlin, wo bist du falsch abgebogen?“ (lacht). Aber ich glaube, für alle ist die Reise am Ende nachvollziehbar. Ich glaube, ich könnte auch nicht so prozessfokussiert unsere Firma aufbauen ohne meine Erfahrungen aus der Landwirtschaft. Als Landwirt muss man einfach sehr effizient arbeiten, weil sonst arbeitet man nicht 12, sondern 16 Stunden am Tag. Man muss in Routinen arbeiten: Kühe lieben Routine. Die wollen etwas Futter und Liebe, aber vor allem ihren gewohnten Alltag.

Macht ihr auch Onboarding fürs Leben? Meine Tochter kommt aus der Schule und kann jetzt ein Atomkraftwerk auseinanderbauen, aber keine Steuererklärung machen.

Memo an mich selbst: Next Level Lebensschulung! (lacht)

Du bist viel unterwegs. Wie bereichert dein Reisen euer Geschäft?

Also auf Reisen sehe ich vor allem potenzielle Kunden. Nach dem Motto: „Oh, ein neuer Systemgastronom! Sprechen wir schon mit dem?“ Ich bin prädestinierte Bahnfahrerin. Da sieht man immer genug Potenzial und Ideen. Reisen ist ja nicht nur eine Branche, sondern zehn: Dienstleistungen, Gastro, Transport. Alles mögliche Kunden. Auf der letzten ICE-Tour Osnabrück-Berlin mit 2 Stunden Verspätung habe ich in einer Baustelle gegoogelt, wer eigentlich die Schienenbauer der Bahn schult. Wenn ich in den USA unterwegs bin, überlege ich mir natürlich auch, wie unser Produkt aufgebaut sein muss, um auf diesen Markt zu passen. Das Gleiche in England, Frankreich, Italien. Also auf jeder Reise im Ausland schaue ich, wie die Kulturen zusammenpassen.

Viele Menschen fühlen sich vom Reisen gestresst.

Nach meiner Beobachtung fühlen sich viele Menschen an vielen Orten gestresst. Mich stresst Reisen nicht mehr, sondern ich habe mich einfach gut angepasst. Ich kann eigentlich immer den Laptop aufklappen und tue es auch meistens. Dementsprechend mein Pro-Tipp für gestresste Führungskräfte, wenn man unterwegs ist: Active Noise Cancelling-Kopfhörer und gut ist. Was ich nie mache, ist im Zug oder so zu telefonieren. Es lässt mich auch regelmäßig fassungslos zurück, wie laut und ungestört Führungskräfte von Nord bis Süd ihre Mitreisenden an allen geschäftlichen Interna teilhaben. Meistens ist es eigentlich voll langweilig, was Herr Müller oder Frau Schulz da vom Controlling wieder so und so gemacht haben. Aber ich meine: Ein Zug-Waggon ist doch kein Office. Für Telefonate nutze ich lange Autofahrten. Vorher mache ich mir ganz altmodisch eine Telefonliste und die klappe ich dann ab.

KI hilft euch bei Doinstruct, nutzt du das auch, um deinen Kalender zu optimieren?

Nein, mache ich nicht. Ich bin so ein Unabhängigkeitsmensch. Ich mag es, unabhängig Entscheidungen zu treffen. Und für mich gibt es, glaube ich, keine größere Horrorvorstellung, als dass mir ein KI-Kalender sagt, was ich tun soll. Es sei denn, die KI ist irgendwann schlau genug, wirklich so zu denken wie ich. Aber auch ohne KI versuche ich, in meinen Kalender eine gewisse Struktur reinzubringen: Das heißt, morgens sind viele strategische Themen und nachmittags mehr, was ich auch nicht mehr so fresh absolvieren könnte.

Apropos fresh. Stehst du als Landwirtin auch mit den Hühnern auf?

Also mein Biorhythmus sagt spätestens um 6 Uhr guten Morgen. Außer am Wochenende, da kriege ich es noch irgendwie hin, mich wieder umzudrehen, weil die Woche brutal war. Aber ansonsten macht sich Early Birding bezahlt: Als Landwirtin sieht man ja morgens, wie viel man schon erledigt hat, wenn alle anderen noch schlafen. Das merke ich bis heute: Wenn alle anderen gerade anfangen, sich zu sammeln und viele Fragen stellen, hast du halt schon viele Antworten.

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