Life & Style Teurer TV-Tod: Stefan Raab beerdigt RTL für 90 Millionen Euro

Teurer TV-Tod: Stefan Raab beerdigt RTL für 90 Millionen Euro

Die zweite Comeback-Show von Raab: Sie trägt den Titel „DGHNDMBSR“, was so viel bedeutet wie: „Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab“, Copyright by ProSieben aus einer Ära irgendwo zwischen Dinosaurier und Covid. 

RTL lässt das Game schon gar nicht mehr in seinem Hauptprogramm laufen. Da wird bekanntlich seit Jahren gespart und nur noch Altes vom Vortag aufgewärmt. Das 90 Millionen Invest fließt in den Streamingdienst RTL+, was so viel sein soll wie die Kölner Antwort auf Netflix und Amazon Prime, nur eben ohne die coolen Hit-Serien. Und ja: Selbstverständlich seien damit neue Rekorde aufgestellt worden, senden sie aus dem Headquarter. Der beste Programm-Launch bei RTL+ ever, sei es sogar gewesen. Was Fragen aufwirft, wie schlimm die restlichen Sendungen dort performen. 

Wenn Christian Lindner bei der nächsten Landtagswahl in Thüringen mit seiner FDP statt zwergiger 1,1 Prozent mal 2,2 Prozent holt, kann er auch von 100 Prozent mehr Zustimmung sprechen. Politik mitmachen dürfte er trotzdem nicht. 

Der TV-Pitch, den RTL hier versucht, ist wässeriger als der Rhein. Da würden sich Business Punks nicht mal mit in die „Höhle der Löwen“ trauen. Alle, die bei ChatGPT schon mal das Wort Marktanalyse gepromptet haben, wissen, dass es mit Einschaltquoten ungefähr so verhält wie mit einem Schweinsbraten auf der Jahreshauptversammlung bekennender Vegetarier. Die Berechnung geht in etwa so: Welcher Vegetarier würde da gern einen Schweinsbraten essen wollen? Nehmen wir mal optimistisch an, von 1.000 anwesenden Personen wären tatsächlich vier bereit dazu. 

Bedeutet: Wer von dieser Zielgruppe bestehend aus vier Personen auch nur eine einzige Person überzeugen könnte, angesichts des Bratensafts seinen bewusst gewählten gesunden Lifestyle aufzugeben, hat einen Marktanteil von 25 Prozent erreicht. So gesehen ist Stefan Raab der Schweinsbraten von RTL. Etwas fettig und sicherlich schwer verdaulich: aber wenn‘s dem RTL-Publikum schmeckt?

Das 90 Millionen Euro Investment wird RTL nicht retten und RTL+ nicht aus dem Minus führen. Aber es macht Raab noch reicher. Die Quizfrage bei „Wer wird Millionär“? Er natürlich! 90-fach überzeichnet sogar.

Der Mediendienst „meedia“ zitiert in dieser Woche aus einer Mediennutzungsstudie von ARD und ZDF. Die Titelzeile: „Lineares TV verliert massiv…“

Was schauen die Menschen statt dessen? Die Antwort, so die Studie der Öffentlich-Rechtlichen: Klar, Social Media. Vor allem TikTok und Youtube. 

Bei Youtube hat Cristiano Ronaldo, der bekannteste Fußballer des Planeten, vor einem Monat seinen eigenen Channel eröffnet – und einen neuen Internet-Rekord aufgestellt. Im Gegensatz zu RTL liefert Youtube auch die passenden Zahlen dazu: Innerhalb von 90 Minuten registriert Ronaldo eine Million Abonnenten. Mittlerweile hat er 62,3 Millionen Abos auf Youtube.

Tägliche Videos von ihm dort erreichen spielend fünf, sechs oder sieben Millionen Zuschauer. Der Ronaldo-Channel ist jetzt schon 100-mal einflussreicher als RTL+. Ronaldo ist so etwas wie der Raab der Neuzeit.

Auch Real Madrid Superstar Jude Bellingham feierte jetzt seine Premiere bei Youtube. Ebenso Formel-1-Superstar Charles Leclerc von Ferrari oder NFL-Ikone Tom Brady. Sie alle eröffnen neuerdings eigene Youtube-Kanäle.

Und was sagt Raab zu all dem? Er meint bei seiner Pressekonferenz, dass in seiner Abwesenheit eine ganze Generation an Zuschauern ohne anständiges Entertainment aufgewachsen wäre. Schöner Gag. Die Gen Z entertained sich sehr wohl und sehr gut. Nur eben nicht bei Onkel Raab und Tante RTL, sondern bei TikTok, Instagram oder Youtube. Das ist die Zukunft. Alles andere ist R(aab)TL.  

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