Life & Style Teurer TV-Tod: Stefan Raab beerdigt RTL für 90 Millionen Euro

Teurer TV-Tod: Stefan Raab beerdigt RTL für 90 Millionen Euro

Es ist die teuerste Beerdigung aller Zeiten: 90 Millionen Euro zahlt RTL an Stefan Raab dafür, dass er den Sender und das lineare Fernsehen in Deutschland zu Grabe trägt, quatscht oder einfach zu Tode spielt mit seinen ProSieben-Games reloaded. Wenn es nicht schon Fake News gäbe, RTL würde ein exklusives Format draus machen. Die neue Raab Show hätte „alle bisherigen Rekorde pulverisiert“, meldet der Kölner Sender diese Woche allen Ernstes. Konkrete Fakten, um das zu belegen? Die gibt es natürlich nicht. Warum? Weil die echten Zahlen wahrscheinlich lustiger wären als Raab zu seinen besten Zeiten es war. Disclaimer für alle Business Punks: 76,9 Millionen Menschen in Deutschland haben bei Raab nämlich NICHT eingeschaltet. Nach Reality TV die neue TV-Realität: Stellt dir vor, es ist Fernsehen – und keiner schaut mehr hin.

Seit Tagen kennen die deutschen Medien scheinbar nur ein Thema. Das Comeback von Stefan Raab. Nach zehn Jahren hat er seine Verrentung vorzeitig beendet. Genau genommen hat RTL ihn mit sehr viel Millionen dazu überredet, was sehr viel über die Verzweiflung des Privatsenders sagt. Bis heute spielen sie in Köln noch Shows ab wie „Deutschland sucht den Superstar“, „Supertalent“oder „Wer wird Millionär“, die Großväter der Unterhaltungsindustrie mal vor über zwei bis drei Jahrzehnten ins Programm gekippt haben und die sich seitdem halten wie betrunkene Kegel-Klubs am Ballermann. Da nützen auch die strenger werdenden Alkoholkontrollen nichts. „Lieber voll als liebevoll“, wie sie im „Mega Park“ auf Mallorca singen. Und Innovation? Die halten sie bei RTL ohnehin für eine Dschungelprüfung. 

Nun haben sie sich also überlegt, mal etwas ganz Neues zu wagen. „Wadde-hadde-dudde-da“, wie es Raab sagen würde. Und so haben sie das alte ProSieben-Schlachtross mit 90 Millionen Euro auf ihren Gnadenhof am Rhein gelockt. Um genau was zu machen? Klar, Game-Shows! Gibt es ja noch nicht genug in Deutschland davon.

Die Premiere: Für die Fernbedienung eine Taste weit in die Vergangenheit. Ein Boxkampf zwischen Stefan Raab und Ex-Weltmeisterin Regina Halmich, wie es ihn 2001 schon mal gab. Zwei Jahrzehnte-Zeitsprung zurück in eine Welt, in der Gerhard Schröder noch Kanzler in Deutschland war, Putin als lupenreiner Demokrat durch die Nachrichtenschiene des Senders lief und es weder Iphone noch Social Media gab. So stellen sie sich bei RTL also Zukunft vor. 

„Bauer sucht Frau“ können sie. Schlauer sucht Wahrheit nicht unbedingt. Denn RTL jubelt, dass angeblich 5,8 Millionen Zuschauer den Boxkampf gesehen hätten, was nach hauseigener Lesart einen Marktanteil von 25 Prozent bedeuten würde, jeder vierte Haushalt in Deutschland habe eingeschaltet…aber da haben sie ihr Business ohne uns Punks gemacht. Rechnen wir doch mal schnell nach: Wenn 5,8 Millionen Menschen Raab gesehen haben und es laut Statistischem Bundesamt aktuell 82,7 Millionen Einwohner in Deutschland gibt, bedeutet das: dass 76,9 Millionen lieber woanders gezappt oder geswiped haben oder gar kein analoges TV-Gerät mehr besitzen.

Umgerechnet eine Nicht-Einschaltquote von 92,99 Prozent. Wenn RTL von pulverisieren spricht, dann wohl ehr im Sinne von: Hier wird die Asche des linearen TV verstreut. 

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