Productivity & New Work Raus aus der Blase 

Raus aus der Blase 

Ein Gastbeitrag von Dr. Jörg Ehmer, CEO Burger King Deutschland.

Wann haben Sie sich zum letzten Mal intensiv mit einem Menschen ausgetauscht, der eine andere Meinung, Weltanschauung oder einen ganz anderen sozialen Hintergrund als Sie hatte? Leidenschaftlich diskutiert, auf Augenhöhe und in gegenseitiger persönlicher Wertschätzung? Wenn Sie sich diese Frage stellen, könnte die Antwort ernüchternd ausfallen. 

Und damit sind Sie nicht allein. Früher waren vor allem Institutionen wie Vereine und Kirchen oder auch Wirtshäuser Orte, die es Menschen ermöglicht haben, sich in ihrer Vielfalt zu begegnen, sich aneinander zu reiben und voneinander zu lernen. Heute ist die Bedeutung dieser Einrichtungen massiv zurückgegangen und damit ist auch ihre Rolle als Begegnungsstätten und soziale Brückenbauer in der Gesellschaft teilweise verlorengegangen.

Die Blase 

Gleichzeitig haben sich Internet und soziale Medien als scheinbar endlose Quelle für Informationen und Meinungen etabliert. Was zunächst wie eine Verheißung unbegrenzter Vielfalt erschien, hat sich als Algorithmus-gesteuerter Verstärker der eigenen Gedankenwelt entpuppt. Statt von einem breiten Spektrum an Perspektiven zu profitieren, bewegen wir uns in Filterblasen, die nur das widerspiegeln, was wir ohnehin denken und glauben. Und mit jedem Klick und Like wird dieser Effekt verstärkt. Die Konfrontation mit konträren Perspektiven findet immer seltener statt. Die Verstärkung der eigenen Gedankenwelt verdrängt den konstruktiven Austausch mit Andersdenkenden. Auch aufgrund der gefühlten Anonymität nimmt die Diskussion an Schärfe und Härte zu, angetrieben von Trollen und agitierenden Bots. 

Der Arbeitsplatz als Platz der Begegnung 

In der gesellschaftlichen Realität wird damit oft der Arbeitsplatz zu einem der letzten Orte des (friedlichen) Aufeinandertreffens unterschiedlichster Menschen mit unterschiedlichsten Ansichten. Und damit wird er im Idealfall zum Refugium des konstruktiven Austauschs und der Bereicherung durch Andere. In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft tragen Unternehmen auch in dieser Hinsicht eine wachsende Verantwortung. Sie entwickeln sich zu entscheidenden sozialen Knotenpunkten: Das gelebte Miteinander, der demokratische Diskurs, das Zusammentreffen vielfältiger Individuen finden in den Kaffeeküchen und Pausenräumen, bei Betriebsausflügen, in Meetings und in Teamchats statt. 

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