Life & Style Die Diät kommt von der Kasse: Ist das schon krank?

Die Diät kommt von der Kasse: Ist das schon krank?

Teure Idee

Derlei Argumente ließen die Politiker hellhörig werden. Stephan Pilsinger ist Hausarzt und CSU-Gesundheitspolitiker. Er brachte einen Antrag in den Bundestag ein, der nach der Sommerpause diskutiert wird. „Es geht nicht um Lifestyle, sondern darum, dass Adipositas eine Krankheit ist“, sagt Pilsinger. Die Union will erreichen, dass Abnehmspritzen unter bestimmten Bedingungen von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Die Spritzen seien „Gamechanger“, so Pilinger. „Hocheffiziente Medikamente zur nachhaltig wirksamen Behandlung der Krankheit Adipositas“, heißt es in dem Antrag. „Klar können die Kassen nicht die Kosten für Personen übernehmen, die ein paar Kilo zu viel auf der Waage haben. Das wäre nicht finanzierbar und auch kein Anreiz, gesund zu leben“, sagt der CSU-Politiker. „Es geht um Menschen mit hoher Krankheitslast, die wegen entsprechender Folgeerkrankungen hohe Kosten für das System verursachen.“

Wer die Ärzte fragt, erhält wie so oft unterschiedliche Meinungen. „Für die Patientenversorgung bedeutet der Beschluss des G-BA letztlich faktisch eine Trennung in eine Zweiklassengesellschaft“, lässt sich Goran Marjanovic, Professor und Leiter der Sektion für Adipositas und Metabolische Chirurgie an der Uniklinik Freiburg im „Ärzteblatt“ zitieren. Er verdeutlicht damit: Nur wer sich die 300 Euro im Monat lebenslang leisten kann, hat eine Chance, seine Pfunde nebst den damit verknüpften Beschwerden loszuwerden. Die Studienlage zur notwendigen Behandlungsdauer sei einfach noch zu unklar für eine Entscheidung, erklärt dagegen Baptist Gallwitz, Professor und Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Aber dass die Solidargemeinschaft bald die ­Fett-weg-Spritzen bezahlt: Ist das wirklich eine gute Idee?

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