Aktienkultur in Deutschland. Was hat es mit dem Hype auf sich? 

Neobroker ebnen den Weg an die Börse 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in den Aktienmarkt zu investieren: über klassische Hausbanken, Onlinebroker, Neobroker oder Neobanken. Das Brokerage-Geschäft der klassischen Banken kann nicht mehr mithalten. Sie haben hohe Gebühren, liefern oft keine gute Beratung und verfügen in den wenigsten Fällen über ein gutes digitales Angebot. Konkurrenz  gab es bereits vor gut 30 Jahren von Online-Brokern, die durch ihr Angebot einen einfacheren und günstigeren Einstieg in die Aktienmärkte ermöglichten. Aber auch diese haben sich nicht großartig weiterentwickelt und sind zudem häufig an große Konzerne gebunden. Nichtsdestotrotz spielen sie in der heutigen Brokerage-Landschaft mit ihrem breiten Produktspektrum eine große Rolle. 

Bleiben noch die „jungen Wilden“: Neobroker und Brokerage-Angebote der Neobanken. Die Neobroker – wie beispielsweise Trade Republic, Scalable oder  Smartbroker+, die ein enormes Wachstum an den Tag legen. Als Angreifer am Markt setzen sie derzeit sowohl die klassischen Banken als auch die Online-Broker enorm unter Druck. Insbesondere punkten sie mit günstigen oder kostenfreien Angeboten sowie einer innovativ-intuitiven User Experience. 

Vorbild USA? 

Die USA haben zweifellos eine „starke Aktienkultur“. Laut Federal Reserve besaßen 2022 etwa 58 Prozent der US-Haushalte Aktien. Davon waren etwa 22 Prozent direkt in Aktien investiert, der Rest über aktiv gemanagte Fonds, Indexfonds und ETFs oder – die mit Abstand am häufigsten gewählte Methode, in den Aktienmarkt zu investieren – über Altersvorsorgepläne wie 401k: Etwa 54 Prozent der amerikanischen Haushalte besitzen einen solchen „Retirement Plan“.  
Insgesamt ist in den USA die Risikobereitschaft, wenn es um Geldanlage geht, weitaus höher als in Deutschland. Das zeigt sich auch in dem Angebot der großen US-amerikanischen Neobroker wie Robin Hood, Tasty Trade etc., das eher auf hoch-riskante Hebelprodukte wie beispielsweise Optionen und Futures setzt. Diese Art Investment ist aber aus meiner Sicht in den allermeisten Fällen maximal kurzfristig erfolgreich. Deswegen glaube ich, dass wir in Deutschland den gesünderen Markt und das gesündere Wachstum, vor allem bei den jüngsten Investoren, sehen.