Personal Finance Was tun gegen die Wohnungsnot in Deutschland? 

Was tun gegen die Wohnungsnot in Deutschland? 

Gastbeitrag von Tobias Beuler – Bausachverständiger, Gründer von Hausbauexperte und Fertighausexperte sowie Autor von „Bau keinen Scheiß“  

Treffen sich ein kommunaler Bauträger, ein privater Projektentwickler und ein privater Bauherr. Sagt der Bauträger: „Ich traue mich nicht zu bauen!“. Darauf der Projektentwickler: „Ich auch nicht!“. Darauf der Familienvater, der seiner Familie endlich ein Nest bauen will: „Ich auch nicht.“ 

Kein Witz. 

Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in einer tiefen Krise. Das lässt sich an etlichen Zahlen ablesen, wie dem Rückgang der Baugenehmigungen um über ein Viertel im Jahr 2023, ohne Erholungstendenz bis heute. Fast 100.000 Wohnungen weniger wurden im letzten Jahr genehmigt.  

Gleichzeitig verschärft sich die Wohnungsnot. Allein in den 77 deutschen Großstädten fehlen rund 2 Millionen günstige Wohnungen. Und damit steigen die Mieten weiter und verschärfen die Herausforderungen vor allem einkommensschwacher Haushalte. Funkenflug am sozialen Zündstoff, der da entsteht. 

Doch was eint die drei aus dem Witz, die allesamt dazu beitragen könnten, mehr Wohnraum zu schaffen? Die Sorge davor, in der jetzigen Situation Fehler zu machen. Deshalb trauen sie sich nicht zu bauen. 

Überhaupt ist es einer der Hauptgründe für Menschen etwas zu entscheiden, dass sie fast immer auch hoffen einen Fehler zu vermeiden. Deswegen fahren wir alle Mittelklasse und bestellen die mittlere Pommes. Der große Wagen ist zu protzig und in den kleinen kriegt man für den Urlaub nicht alles rein? Beides wäre ein Fehler und Passat und 3er BMW versprechen, beiden Herausforderungen zu begegnen. Die mittlere Pommes macht bestimmt satt und hoffentlich nicht dick. 

Doch, in einer Zeit der realen und gefühlten Krisen, wenn so richtig der Schuh drückt, wird dann sogar nur die kleine Lösung gewählt. Der Kleinwagen tut es doch auch! Und zwar, weil die potenziellen Fehler umso größer erscheinen: 

Der private Bauentwickler, der Mehrfamilienhäuser mit etlichen Einheiten bauen sollte, investiert momentan nicht, weil sich die Renditeerwartung angesichts immens gestiegener Baukosten verändert hat. Der private Bauherr muss aus ähnlichen Gründen, nämlich wegen der Kosten und der Zinsen, fürchten, mit dem Einfamilienhaus später nicht nur eine Immobilie, sondern auch Schulden zu hinterlassen. Und der kommunale Bauträger baut weniger, weil er den Puls des Kämmerers nicht noch weiter in die Höhe treiben will. 

Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise und der Fachkräftemangel haben das Bauen merklich verteuert und jeder, der mit diesem Gedanken spielt, überlegt es sich heute zweimal. 

Dabei übersehen alle potentiellen Bauherren tendenziell, dass sie die eigentlichen Fehler bei der Planung und Umsetzung schon seit Jahren machen und etliches an Einsparungspotenzial vergeben, das Ihnen jetzt das jeweilige Projekt noch locker in erreichbare Nähe bringen könnte.  

Es geht beim Bauen immer um Geld. Das zeigt sich beim typischen Neubau der jungen Familie, die meistens die größte Einmalinvestitionen in ihrem Leben schaffen will. Dort wird aufs Eigenkapital gespart und ein Kredit investiert, damit dieser einzigartige Traum Realität wird. Dann ist sowieso schnell alles sehr teuer.  

Und dann planen und bauen sie Ihr Projekt so, wie jeder das macht. Sie lassen sich von fertigen Konzepten inspirieren, die gar nicht effektiv auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Sie prüfen die Angebote und Verträge der möglichen Partner am Bau nicht richtig, weil sie zu wenig wissen, worauf es ankommt. Sie wollen aber auch oft kein Fertighaus oder Standard bauen, weil ihnen das dann zu wenig individuell ist. 

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