DriveStyle Warum es schick ist, seinen Tesla loszuwerden – und warum das falsch ist

Warum es schick ist, seinen Tesla loszuwerden – und warum das falsch ist

Die Haltung beeindruckte ganz offenbar auch Stefan Maier, Chef des Rechenzentrum-Betreibers Prior 1 aus Sankt Augustin. „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Flotte sowohl technisch als auch moralisch unseren Standards entspricht“, sagt er und schmeißt Tesla aus der Dienstwagenflotte. 44 Autos ist sie derzeit stark, acht davon stammen aus dem Hause Tesla. Auch sie laufen weiter, aber neue sollen nicht dazukommen. Was genau ihm an Musk nicht passt, sagt er nicht, sondern verweist auf Rossmann.

Paul Niederstein hat die Entscheidung gegen Tesla in aller Stille getroffen. Der Chef des Oberflächenveredlers Coatinc Company, einem der ältesten Familienunternehmen Deutschlands, sagt gegenüber der Wirtschaftswoche: „Ich habe schlicht und ergreifend ein ganz fundamentales Problem mit Elon Musk.“ Musks Geschäfte und Forschungsprojekte gingen ihm viel zu weit. Neuralink etwa, die Firma, die Menschen einen Sensorchip in den Kopf einpflanzt, hält er für einen Eingriff in die Schöpfung.

Rossmann, Maier, Niederstein – sind die drei die Guten? Sie lassen auf jeden Fall die Moral Einzug halten ins Geschäft. Damit allerdings wechseln sie das Spielfeld und müssen ganz andere Fragen beantworten: Wollen sie künftig E-Autos aus dem VW-Konzern fahren, der Millionen von Kunden mit seinem Dieselskandal übers Ohr gehauen hat? Wollen sie chinesische E-Mobile kaufen, die hochsubventioniert die eigene Industrie kaputtmachen? Was wählen sie eigentlich, diese Chefs? Sollen wir vielleicht dort nicht mehr einkaufen oder einen Auftrag vergeben, weil sie möglicherweise Grüne, Rote oder Gelbe wählen? Und wie behandelt Rossmann Kunden, die mit einem Tesla auf den Parkplatz vor die Filiale rollen? Müssen die Aufschlag zahlen?

Klar ist: Die Zeit, in der das Produkt im Zentrum des Bemühens stand, ist offenbar vorbei. Bier, das golden ins Glas sprudelt, hat ausgedient. Es muss auch nachhaltig gebraut und divers eingeschenkt werden. Die moralische Botschaft des Unternehmens rückt in den Vordergrund: Wir sind gut, wir vertreten die richtigen Werte: Diversität, Klima, Nachhaltigkeit. Konsumenten, Lieferanten, Mitarbeiter, die da nicht mitmachen, werden zu besseren Menschen erzogen. Doch woher nehmen Rossmann und Co. die Gewissheit, auf der richtigen Seite zu stehen?

Und damit zurück zu Elon Musk. Auch die Veränderung bei X geht auf sein Konto. Wie wäre es mit folgender Sichtweise: Twitter betrieb eine Zensur, die beispielsweise Trump das Wort entzog, aber die afghanischen Taliban munter twittern ließ. Das eine, nämlich Trump zu sperren, wurde gefeiert, das andere, nämlich die Taliban twittern zu lassen, ignoriert. Musk hat das alles einfach abgeschafft. Er hat es auch geschafft, innerhalb einer in Deutschland nicht für möglich gehaltenen Rekordzeit, die modernste Autofabrik des Landes aufzubauen. Er schafft damit Werte, die nachhaltiger sind als seine Stimme, die er für Trump in die Waagschale wirft. Kann man jedenfalls so sehen. Rossmann, Maier und Co. sollten die Größe haben, diese Sicht zuzulassen.

Seite 2 / 2
Vorherige Seite Zur Startseite

Das könnte dich auch interessieren

Luxus on the Road: Entschleunigen im neuen Mercedes GLS durch Marokko DriveStyle
Luxus on the Road: Entschleunigen im neuen Mercedes GLS durch Marokko
Höchste Durchfallquote in Fahrprüfungen 2023: Kann die junge Generation einfach nicht Auto fahren? DriveStyle
Höchste Durchfallquote in Fahrprüfungen 2023: Kann die junge Generation einfach nicht Auto fahren?
Hyundai IONIQ 5 N: Elektro-Power trifft auf Rennstrecken-Feeling DriveStyle
Hyundai IONIQ 5 N: Elektro-Power trifft auf Rennstrecken-Feeling
Der Elefantenretter auf dem Auktionsblock!  DriveStyle
Der Elefantenretter auf dem Auktionsblock! 
Dienstwagen versteuern: Wichtige Tipps und Tricks DriveStyle
Dienstwagen versteuern: Wichtige Tipps und Tricks