Life & Style Die Schöffin: „Meine Fresse, ist das krass!“

Die Schöffin: „Meine Fresse, ist das krass!“

Dritter Tag

Heute möchte eine der weiblichen Angeklagten eine Aussage durch ihre Verteidigung verlesen lassen: Alles, was dem Opfer passiert sei, bereue sie, sie entschuldige sich. Dabei war sie der Wachhund, hat alles zugelassen und zugesehen, hören wir aus der Befragung.

Die anderen Angeklagten rutschen auf ihren Stühlen, bewegen sich unruhig, blicken immer wieder nach unten. Sie, die sich jetzt reuig zeigt, war selbst eine Zeit lang verletzt und hat sich lebensgefährlich geritzt. Irgendwann nach der Befreiung des Opfers ist sie selber auch ausgestiegen. Der Angeklagte habe das Opfer immer wieder zum Sex (ungeschützt) gezwungen – gezwungen? Mit einem Antrag der Verteidigung auf Akteneinsicht in die Aussagen des Opfers endet dieser Tag.

Lasse meine Gedanken durch meine Synapsen jagen, ihren Platz finden. Meine Fresse – ist das krass! Mir geht sauviel durch den Kopf. Muss ich sortieren. Kommt man da wirklich so rasend schnell in die Kacke und dann nicht mehr wieder raus? Wie sieht sie aus, die junge Frau, das Opfer? Was ist sie für eine Frau? Was ist hier wirklich gelaufen? Nicht nur der Fall beschäftigt mich mehr als jeder TV-Thriller. Ich spüre auch Ehrfurcht vor den Richtern, vor dem Saal, ja, irgendwie vor dem System. Ich gewinne Respekt vor dem, was die, deren Beruf es ist, zu vereidigen, anzuklagen und zu urteilen, alles draufhaben müssen. Mein Amt als Laienrichterin ist alles andere als banal, sondern meine Sicht ist hier mitentscheidend über menschliche Schicksale. Über die Strafe für den brutalen Umgang mit der jungen Frau, die ich aktuell noch nicht kenne.

Schon jetzt hat sich meine Sicht geändert: Mein Alltag ist ein ganz anderes Normal als das Normal dieser fünf Leute, der vier Angeklagten und des Opfers. Was ist da wirklich abgegangen? Wir haben zum Glück dieses Justizsystem. Und ein umfangreiches Strafgesetzbuch. Was es taugt, werde ich noch erfahren.

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