Die Schöffin: Ich frage mich, ob ich abgehauen wäre

Sie wiederholt: Sie wird für Hausbesuche angeworben, aus denen sie jederzeit wieder aussteigen kann. Der Angeklagte nimmt ihr „zu ihrer eigenen Sicherheit“ den Wohnungsschlüssel ab, angeblich damit dieser nicht verloren geht.

Nach dem gescheiterten Fluchtversuch und der schweren Misshandlung erinnert sie sich an das versteckte Tastentelefon und ruft zunächst ihre Vertraute an. Diese drängt sie sofort, die Polizei anzurufen, selbst raus kann sie ja nicht. Sie macht das so. Im Notruf wirkt sie beinahe gefasst. Aber sie hat Todesangst vor dem Angeklagten und davor, dass der ihrer Familie etwas antut.

Da die Wohnung in einem Obergeschoss liegt, wird sie von der Polizei per Drehleiter vom Balkon befreit und mit dem bereitstehenden Rettungswagen in die Notaufnahme eines Krankenhauses gebracht. Dort werden die Verletzungen notiert. Eine lange Liste: starke Prellungen an den Augen, an den Wangen, am gesamten Rücken, am Bauch, sichtbare Hautunterblutungen, das heißt: gerissene Gefäße, Gehirnerschütterung, die Augen fast zu, blau-lila, blutunterlaufen, die Nase außen und innen stark geschwollen. Es werden MRT und CT gemacht, keine schweren inneren Verletzungen, Nieren intakt, Leber intakt, Pankreas intakt, Gebärmutter unverletzt. Auf eigenen Wunsch darf sie gehen – bekommt Schmerztabletten und ein Nasenspray. Und geht mit dem, was die Polizei für sie aus der Wohnung geholt hat, in ein Frauenhaus.