Innovation & Future Der European Accessibility Act: Eine Zeitwende in der digitalen Barrierefreiheit 

Der European Accessibility Act: Eine Zeitwende in der digitalen Barrierefreiheit 

Gastbeitrag von Guillaume Vaslin, Gründer und Geschäftsführer ENNOstudio. 

Die digitale Landschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel – in Deutschland wird der European Accessibility Act (EAA) im Rahmen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) ab 2025 für alle digitalen Produkte und Dienstleistungen in der Europäischen Union in Kraft treten. Diese wegweisende Gesetzgebung soll Barrieren für die 87 Millionen Menschen mit Behinderungen in Europa abbauen und die digitale Inklusion fördern. Der EAA betrifft eine breite Palette digitaler Produkte und Dienstleistungen, darunter Websites, mobile Anwendungen, E-Books oder elektronische Bankdienstleistungen. Bis zum Juli 2025 müssen all diese digitalen Schnittstellen spezifische Barrierefreiheitsstandards erfüllen. 

Die wichtigsten Wirkungsfelder

Als Designer sehe ich schon seit einiger Zeit die Notwendigkeit, Websites und Apps des öffentlichen und privaten Sektors barrierefrei zu gestalten – und ich freue mich, dass dieses Thema nun an Bedeutung gewinnt und wir alle stärker in die Verantwortung genommen werden. Zur Barrierefreiheit gehören z.B. Texte, die für Screenreader lesbar sind, und alternative Texte für Bilder. Online-Shopping-Plattformen müssen in Zukunft so gestaltet sein, dass alle Nutzerinnen und Nutzer barrierefrei Produkte suchen, auswählen und kaufen können. Auch digitale Bankdienstleistungen, einschließlich Online-Banking und Geldautomaten, müssen in Zukunft barrierefrei sein. Alle digitalen Dokumente wie PDFs und E-Books müssen lesbare Schriften und korrekte Überschriftenstrukturen aufweisen. Videos und Audioinhalte müssen durch Untertitel, Transkripte und Audiobeschreibungen barrierefrei sein. 

Mit diesen Anforderungen werden wichtige Standards und Vorschriften eingeführt, die den Zugang zu Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen erheblich verbessern sollen. Es ist ein notwendiger und begrüßenswerter Schritt, der zeigt, dass die Gesellschaft zunehmend die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder erkennt und ernst nimmt. Dennoch ist der EEA nur ein Teilaspekt eines viel größeren Themas: Inklusives Design. Echte Inklusivität erfordert, dass wir über Barrierefreiheit hinausgehen und sicherstellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, gleichberechtigten Zugang zu allen Lebensbereichen haben. Dabei geht es nicht nur um physische und digitale Zugänglichkeit, sondern auch um die Art und Weise, wie wir kommunizieren und sicherstellen, dass sich alle angesprochen und einbezogen fühlen. Inklusivität bedeutet, dass alle Menschen gehört und verstanden werden, unabhängig von ihrer Sprache, ihrer Kultur oder ihren individuellen Bedürfnissen. Der EAA ist ein ausgezeichneter Anfang, aber es ist noch ein langer Weg bis zu einer wirklich inklusiven Gesellschaft, in der alle Menschen uneingeschränkt und gleichberechtigt teilhaben können. 

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