Productivity & New Work Der Bürojob im Hype: Warum die Gen Z keine Lust auf traditionelle Berufe hat und wie sich dies ändern lässt

Der Bürojob im Hype: Warum die Gen Z keine Lust auf traditionelle Berufe hat und wie sich dies ändern lässt

Lehrstellen: Ein Drittel bleibt unbesetzt 

Wie dramatisch die Lage am Lehrstellenmarkt ist, zeigen auch offizielle Zahlen: 35 Prozent aller Ausbildungsplätze ließen sich 2023 nicht besetzen. Regional, größen- und branchentechnisch sieht es teils noch schlimmer aus. So liegt die Nichtbesetzungsquote in Ostdeutschland bei 40 Prozent. Bei Kleinstbetrieben blieben 43 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze frei. Die größten Rekrutierungsprobleme haben dabei das Baugewerbe und etwa Friseurbetriebe: Fast die Hälfte aller Ausbildungsplätze blieb hier unbesetzt. Gleichzeitig verfügen knapp drei Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren über gar keinen Berufsabschluss. Das sind 19 Prozent. 

Ich mache mir Sorgen um Deutschland, und dass wir auch auf dem Gebiet der Berufsausbildung unsere einstige Führungsfunktion verlieren und unser Wohlstand verfällt. Ich stelle dabei das komplette, heutige Berufsausbildungssystem in Frage, das zu komplex ist und glaube: In zehn Jahren ist dieses hochgelobte deutsche duale System Geschichte. Denn für viele Berufe würden da nur noch zwei Leute in der Klasse sitzen. Konsequenz: Sie müssen schließen und die Klassen weit weg an einem anderen Ort zusammenlegen. Andere westliche Länder haben ohnehin Schulsysteme, die nicht in solch starkem Maße auf ein Studium, sondern eine Ausbildungskarriere hinauslaufen. Dies ist in meinen Augen ein weiterer Grund für die Misere hierzulande. 

Helden brennen für ihre Arbeit 

Wenn Kunden zu mir kommen, kann ich nur die Leute vermitteln, die irgendwann mal eine Ausbildung absolviert haben. Inzwischen vermitteln wir auch Auszubildende. Doch wer will noch als Koch arbeiten? Mindestens die Hälfte derer arbeitet woanders. Denn: Weshalb soll ich in der Frühe um vier als Bäckerlehrling und später als Geselle aufstehen? Coole IT-Konzerne sind attraktiver: Homeoffice, Vollverpflegung, Dienstfahrrad und dann noch eine Woche Workation in Barcelona. Nicht alle, aber zu viele denken so und man kann es verstehen. Wie kann ich mit wenig Arbeit möglichst viel Geld verdienen und vielleicht als Influencer noch ein Nebeneinkommen stemmen. Denn gerade durch die sozialen Medien entstand riesiger Druck. Charakterstärke ist kaum noch angesagt. Vielmehr geht es ums Präsentabelsein. Da sind die Fotos von der Teamwoche in Spanien deutlich cooler als jene von der Baustelle. Zum Glück gibt es noch andere Menschen, aber es sind zu wenige: Jene in den klassischen Berufen mit anspruchsvollen Fertigkeiten, die keine Maschine und Automatisierung ersetzt. Diese Helden brennen für eine Sache. Es sind zwei Extreme, die Generation Z ist nicht homogen. Was müssen also Unternehmen, ja die Gesellschaft, gerade auch die Politik hier tun? Wie können Unternehmen ihre Rekrutierungsstrategien anpassen, um die Generation Z besser anzusprechen? 

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