Life & Style Der Breuninger-Verkauf: Deutschland beerdigt seine Kaufhauskönige

Der Breuninger-Verkauf: Deutschland beerdigt seine Kaufhauskönige

Es liest sich wie auf einem dieser grellen Schilder, die jetzt überall in den Schaufenstern kleben: Alles reduziert. Sommerschlussverkauf. Alles muss raus. Jetzt nicht nur die Klamotten der letzten Saison, sondern ganze Kaufhäuser müssen über den Ladentisch. Nach dem Schock um die KaDeWe-Pleite von René Benko blinkt jetzt die WhatsApp-Nachricht, dass Breuninger zum Verkauf steht. Nach 143 Jahren. Eine der besten, beliebtesten und traditionsreichsten Adressen für Luxus in Deutschland. Die Eigentümerfamilien stellen ihre 13 Häuser von Stuttgart bis Düsseldorf überraschend zum Verkauf. Ein Stück deutscher Kultur. Das Preisschild: 2,5 Milliarden Euro. Das Ende einer Ära.

Was in Vergessenheit gerät: Deutschland war einmal das Land der Kaufhauskönige. Kaufleute waren die Elon Musks und Jeff Bezos’ des letzten Jahrhunderts. Die Gründer damals hatten die ebenso geniale wie simple Idee, den Marktplatz aus dem Mittelalter neu zu denken und einfach mal zu überdachen. Der mondäne Glanz zog die Menschen magisch an.

Die heißesten Start-ups und Unicorns der Branche hießen Karstadt, Kaufhof, Hertie, Quelle oder Kaufhauskönig Helmut Horten, gefeiert als herausragender Akteur des deutschen Wirtschaftswunders, weil er ein „Paradies für Damen“ schuf, wie es damals hieß, und damit zu einem der ersten Milliardäre der jungen Bundesrepublik aufstieg, trotz Nazi-Verbindungen.

Berlin war das Silicon Valley der Trader. Das Wertheim zum Beispiel, von den Brüdern Abraham und Theodor Wertheim gegründet. 1897 eröffnete die Familie in der Leipziger Straße mit 106.000 Quadratmetern damals das größte Kaufhaus Europas, mächtiger als das Harrods in London. Allein der Tresorraum des Kaufhauses war so groß, dass 1991 ein Techno-Club („Tresor“) darin eröffnen konnte. Tanzen im Geldspeicher – ein Traum nicht nur für Dagobert Ducks wie Mark Zuckerberg oder Bill Gates.

Gründerstories waren wie die von Hermann Tietz, der in Amerika das dortige Wirtschaftsleben studierte, seinem Neffen Oscar die Einführung neuer Verkaufstechniken näherbrachte sowie die Expansion in andere Städte und so das Tietz am Alexanderplatz erschuf. Bis die Nazis die Familie enteigneten und die Banken aus den drei Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens Hermann Tietz kurz Hertie machten.

Oder Adolf Jandorf mit seiner Warenhauskette A. Jandorf & Co, ehe er 1907 in Berlin das Kaufhaus des Westens gründete, das legendäre KaDeWe. Die schönsten Stores und Restaurants – alles unter einem Dach.

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