DriveStyle Das BMW-Erfolgsgeheimnis: Zipses Nemawashi 

Das BMW-Erfolgsgeheimnis: Zipses Nemawashi 

Zipse rüstet BMW für eine neue Fahrzeuggeneration mit vollelektrischem Antrieb, die sogenannte „Neue Klasse“. Die Investitionen stiegen im vergangenen Jahr um 8,5 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro. Eine zunehmend wichtige Rolle für die weltweiten Verkaufszahlen spielt die Elektromobilität. Insgesamt wurden 376.183 Elektroautos der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce verkauft, was einer Steigerung um 74,4 Prozent entspricht. Auf die Kernmarke entfallen dabei 330.596 Einheiten, was sogar einem Plus von 92,2 Prozent entspricht. 

Die ungewöhnlichen E-Auto-Erfolge werden global genau registriert. Die kritische „New York Times“ urteilt: „BMW is one of only a few established automakers that has been able to compete effectively against Tesla.“ Und weiter klingt es wie ein Ritterschlag aus New York: „BMW is a surprise Winner in Electric Vehicles“. 

Dabei setzt Zipse ausdrücklich nicht einseitig und wild auf E-Mobilität. Er plädiert vielmehr deutlicher als manche Branchenkollegen für Technologieoffenheit und konzentriert sich auf die Ingenieurs-Qualitäten im Autobau. Zipse hatte mit diesem Fokus anfangs jede Menge Gegenwind. Damals stand er vor der Frage, ob BMW eher Airbus oder doch eine Lufthansa der Automoblität sein wolle. Berater, Medien, manche Aktionärsaktivist wollten den Aufbruch in die „Mobility Services“, verlangten Investitionen ins Carsharing oder Robo-Taxis und der Aufbau eines „Mobilitätsökosystems“. Das vermeintliche Zukunftsgeschäft war in Mode, doch Zipse folgte ihr nicht unreflektiert. Er setzte wieder stärker auf das klassische Kerngeschäft und bekam dafür zunächst böse Kommentare, zum Beispiel in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Heute sind die Kritiker verstummt – und Zipse kann die Früchte seiner Konzentration ernten. Das anfangs ebenfalls kritische Manager Magazin zollte schließlich Respekt: „Oliver Zipse nervt die Mächtigen in Wirtschaft und Politik mit einem stetigen Hurra auf die Technologieoffenheit. Doch am Ende könnte der Realo unter den Autobossen erfolgreich bleiben.“

Zipse lässt sich nicht von Trends blenden. In Japan hat er gelernt, die Dinge kühl bis zum Ende zu durchdenken und dabei möglichst viele Menschen in Entscheidungsfindungen einzubinden, damit alle Aspekte beleuchtet werden. Darum werden Beschlüsse bei BMW hinterher konsequenter und schneller umgesetzt als das bei einsamen Entscheidungen von Top-Managern anderer Häuser zuweilen der Fall ist. Zipse war als junger Mann länger in Japan, er ist mit einer Japanerin verheiratet und hat ganz leise japanische Systematik bei BMW fühlbar werden lassen. Diese unaufgeregt und besonnen Methode nennen die Japaner „Nemawashi“, das behutsame „Schneiden von Rosenwurzeln“.

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