Achtung: Eingriff in den Alltag 

Die EU schafft eine digitale Brieftasche und einen Gesundheitspass. Und zwar jetzt. Über beides lohnt es sich, nachzudenken. Wieso macht das keiner?

Hi Punks, habt ihr eigentlich mitbekommen, dass gerade zwei digitale Großprojekte an den Start gehen, die das Zeug haben, unseren Alltag zu verändern? Habt ihr auch nicht? Dann sind wir schon mindestens zwei.

Jetzt ist ja nicht alles schlecht, was unter dem Radar fliegt. Aber ein bisschen misstrauisch macht diese Flugzone schon, zumal die Objekte, die darin herumschwirren, normalerweise für jede Menge Aufsehen sorgen. Also sorgen wir an dieser Stelle mal für Aufsehen, wenn es sonst keiner macht:

Ab nächsten Monat gibt es in Deutschland den EU-Impfpass Euvabeco. Das steht für „European Vaccination Beyond Covid-19“; eine von Institutionen und Universitäten gesteuerte und von der EU finanzierte Gemeinschaft, die einen digitalen europäischen Impfpass entwickelt hat, der persönliche Daten, Krankheitsgeschichte und Krankenkassenangaben enthält. Das, was in Deutschland seit Jahrzehnten wegen Datenschutzbedenken und Schutz der Privatsphäre vor sich hinschleicht, nämlich die elektronische Patientenakte, ist hier innerhalb von zwei Jahren annähernd Wirklichkeit geworden. Die EU hat tatsächlich mal auf die Tube gedrückt. Wow! Deutschland macht an dem Pilotprojekt zur Einführung mit, genauso wie Belgien, Griechenland, Portugal und Lettland – nächstes Jahr kommen dann auch noch Frankreich, Polen, Luxemburg und Schweden hinzu.

Der Gesundheitspass ist das eine Projekt, die digitale Brieftasche das andere. Die EU möchte nächstes Jahr eine digitale Brieftasche einführen. Personalausweis, Führerschein und Krankenkassenkarte können dann direkt auf dem Smartphone gespeichert und europaweit zum Bezahlen und Unterschreiben genutzt werden. Sogar die Steuererklärung lässt sich damit abschicken. Die Teilnahme an beiden Projekten ist freiwillig. Es liegt also an uns, ob sie sich durchsetzen.

Beide Vorhaben zusammen können einen echten Fortschritt bedeuten in Sachen digitalem Umgang zwischen Bürgern und Verwaltung und damit ein Thema lösen, das uns wirklich nervt. Beide Themen haben aber auch das Zeug dazu, den Orwellschen Überwachungsstaat voranzutreiben. Sie gehören deswegen auf die Tagesordnung und nicht länger unter das Radar. Eure Meinung ist gefragt.