DriveStyle ZF Friedrichshafen: Warum es Deutschlands Top-Auto-Zulieferer in die Türkei zieht 

ZF Friedrichshafen: Warum es Deutschlands Top-Auto-Zulieferer in die Türkei zieht 

Damit liegt der Ball im Feld der Politik und der Verwaltung mit ihrer zunehmenden Regulierung. Denn, so sehen es vor allem auch Gewerkschafter, an der Kompromissfähigkeit der deutschen Arbeitnehmer dürfe man nicht zweifeln, wenn es um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze geht. So sei das Enddatum von 2027 (statt deutlich früher) für die Eitorf-Produktion vor allem auf Initiativen und Druck der Mitarbeiter zurückzuführen. An den politischen Rahmenbedingungen aber, die ein gewichtiges Standortargument sind, könnten die Betroffenen nichts ändern. Der ZF-Sprecher kleidet es in optimistische Worte: „Was den Industriestandort Europa angeht, so hoffen wir auf dessen Stärkung. Themen wie Ausbildung und Infrastruktur, Energiekosten und Versorgungssicherheit, Steuerlast und Sozialabgaben wie auch ein unterstützender Regulierungsrahmen sind wichtige Elemente. Zu letzterem gehören auch schnellere Genehmigungsverfahren, eine Minderung der Berichtspflichten und ein technologieoffener Rahmen, in dem Unternehmen wirtschaften.” 

Damit sind aber auch die Problemfelder deutlich benannt. Wie die Chancen stehen, dass sowohl Brüssel als auch Berlin eine glatte Kehrtwende hinlegen, will man nicht einordnen. Die aber wäre es wohl, wollte man die Wünsche des Unternehmens erfüllen. Gerade erst sind jedoch im Gegenteil neue Belastungen für die Wirtschaft hinzugekommen, das berüchtigte Lieferkettensorgfaltsgesetz ist da nur ein besonders hervorstechendes Beispiel, das nun zunehmend auch Mittelständler beschäftigt (für die es gar nicht gedacht war). Gemäß dem Gesetz der unbeabsichtigten Folgen laden die Großkonzerne gern Dokumentations- und Berichtspflichten bei ihren Zulieferern ab. Für die größeren Mittelständler lediglich teuer, für die kleineren geradezu existenzgefährdend. 

Denn: Schon Anfang Juni konstatierte der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA), dass wohl jedes zweite Unternehmen der Branche Arbeitsplätze abbauen werde. VDA-Präsidentin Hildegard Müller zitierte aus der neuesten Umfrage des VDA unter Autozulieferern und Fahrzeugherstellern im Mittelstand: Da gaben gut acht von zehn (82 Prozent) Unternehmen an, eigentlich geplante Investitionen in Deutschland zu verschieben, zu verlagern oder ganz zu streichen. So plant mehr als jedes dritte Unternehmen (37 Prozent) eine Investitionsverlagerung ins Ausland. Und: „83,3 Prozent der befragten Unternehmen geben an, durch Bürokratie stark oder sehr stark belastet zu sein. Damit ist sie Herausforderung Nr. 1 für den automobilen Mittelstand”, so der VDA. 

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