AnlagePunk Jetzt auch noch der Mittelstand: An der Börse bricht das Paradesegment der deutschen Nebenwerte ein 

Jetzt auch noch der Mittelstand: An der Börse bricht das Paradesegment der deutschen Nebenwerte ein 

Bislang haben die Einbrüche im MDAX auch nicht dazu geführt, dass Anleger grosso modo frische Einstiegschancen gewittert hätten, dafür ist auch wieder Hugo Boss mit einem KGV von gerade einmal 9 ein Beispiel. Auch die gerade in den MDAX aufgenommene TUI hat in den letzten Monaten nicht vom sich bessernden Reisemarkt profitiert, nicht einmal vom Ausfall des Konkurrenten FTI, der in die Insolvenz rutschte. Jeder Erholungsversuch der Aktie verflüchtigte sich nach kurzer Zeit. Auch TUI ist an der Börse keineswegs hoch bewertet. 

Generell leidet der MDAX unter einigen systembedingten Nachteilen, die er in guten Zeiten spielend ausgleichen konnte. Der Index verliert regelmäßig bis zu viermal im Jahr seine Größten und Besten, die nämlich beim regelmäßigen Screening der Deutschen Börse als DAX-40-Kandidaten ermittelt werden und in die große Börsenliga aufsteigen. Weit weniger bedeutsam in den Auswirkungen ist der Abstieg schwächerer Werte vom MDAX in den SDAX, schon wegen des geringeren prozentualen Gewichts der jeweiligen Unternehmen. Das gilt etwa gerade für die Sixt-Aktie, die den MDAX verlassen musste. 

Außerdem weist der MDAX, und nochmals stärker der SDAX der kleineren Nebenwerte, eine derzeit nur als Schwäche zu bezeichnende Eigenschaft seiner Mitgliedsunternehmen auf: Über 30 Prozent der Umsätze generieren die Firmen (noch) in Deutschland. Beim DAX sind es gerade einmal die Hälfte davon. Während also die Orientierung auf das vor allem außereuropäische Ausland einen echten Vorteil verschafft, bleiben jene Unternehmen, die man gemeinhin als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet, zu einem bedeutenden Teil den deutschen und den EU-Verhältnissen unterworfen. 

Was das im einzelnen bedeutet, lässt sich an den jüngst wieder veröffentlichten dramatischen Insolvenzzahlen ablesen: In vielen Fällen dürfte es sich um Auswirkungen hoher Energiepreise, flauer Verbraucherstimmung und der sprichwörtlich erstickenden Bürokratie handeln, die nicht nur Geld verschlingt, sondern auch Kapazitäten bindet, die der Mittelstand dringend im realen Wettbewerb einsetzen müsste. Berüchtigt inzwischen: das “Lieferkettensorgfaltsgesetz” mit seinen teils unerfüllbaren Vorgaben (wenn man denn im Geschäft bleiben will). Selbst wer nicht gleich pleitegeht, sieht die Bremsspuren der EU-Regulierung jeweils spätestens im Zahlenwerk des Folgejahres. So jedenfalls charakterisieren es nicht nur die entsprechenden Unternehmerverbände, sondern auch maßgebliche Wirtschaftsforschungsinstitute. 

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