AnlagePunk Jetzt auch noch der Mittelstand: An der Börse bricht das Paradesegment der deutschen Nebenwerte ein 

Jetzt auch noch der Mittelstand: An der Börse bricht das Paradesegment der deutschen Nebenwerte ein 

Analysten rätseln über beides: Die DAX-Stärke ebenso wie über die Schwäche des kleinen Bruders. Die Deutschland-Niederlassung der St. Gallener Kantonalbank (SGK) verweist auf jüngste, erneute Negativsignale vom Ifo-Index. Die Münchener Wirtschaftsforscher sehen Deutschland nicht auf einem wirtschaftlich guten Weg. Diese Einschätzung müsste allerdings auch den DAX bremsen, streng genommen. Der aber spiegelt inzwischen vor allem Unternehmen, die ihre Gewinne zu großen Teilen im Ausland erwirtschaften, und da vor allem in Wachstumsregionen. 

Die MDAX-Mitglieder sind zwar teils auch international engagiert, dabei allerdings nicht so sehr im Fokus der internationalen Investoren, denen immerhin rund 70 Prozent an den DAX-Firmen sogar gehören. Für die mittelgroßen Aktiengesellschaften sehen die Analysten eine Reihe von hausgemachten Herausforderungen, und nennen auch Beispiele. 

So ging es mit dem Bekleidungskonzern Hugo Boss seit Januar kontinuierlich bergab. Rund ein Drittel des Börsenwerts sind vernichtet. Die Auslöser sieht SGK-Analyst Michael Winkler in der Rücknahme der Umsatzziele für 2024 und in der Aussicht auf nur noch einstelliges Umsatzwachstum 2024, was CEO Daniel Grieder zum Entsetzen der Anleger mit einer vorsichtigen Bewertung der Unternehmensaussichten für 2025 verbunden hatte. Unlängst verkündete Hugo Boss, wieder mehr in Europa und Amerika zu produzieren, jeweils näher am Endkunden, „auch wenn es in Asien günstiger wäre”, so Grieder: „Das Verschicken über Kontinente hinweg ist nicht mehr zeitgemäß”. Die Botschaft des Chefs konnte den Börsentrend allerdings nicht wenden. 

Weiteres Beispiel: Aixtron, innovativer Hersteller von Anlagen zur Chipproduktion, verlor 2024 gar mehr als die Hälfte seines Börsenwertes. Anlagespezialist Winkler sieht da übertriebene Erwartungen enttäuscht und geopolitische Unsicherheiten als Mit-Auslöser des Kursrutsches.  

Aixtron gehört zu den innovativsten Nano- und Optoelektronik-Unternehmen seiner Branche und ist eines der wenigen Mitglieder des früheren Neuen Marktes der Frankfurter Börse, das nicht unter die Räder kam. Gemessen am Kursniveau 2020/2021 sind immer noch Gewinne beim Anleger, aber eine Halbierung des Börsenwertes in nur einem halben Jahr ist schon ungewöhnlich. Und eine Trendwende, auch beim Auftragseingang, sei nicht in Sicht, urteilten gerade die Analysten der britischen Barclays Capital und nahmen ihr Kursziel zurück auf 22 Euro. Von Ende Juni aus gesehen wären das immer noch ehrgeizige 20 Prozent Kurszuwachs – von den momentanen rund 18 Euro. Derzeit steht das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2025 bei 14 – ein Wert, der als sehr moderat gilt. Wenn denn die Erholung absehbar wäre. 

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