Innovation & Future Die deutsche Innovationskraft – viel besser als ihr Ruf? 

Die deutsche Innovationskraft – viel besser als ihr Ruf? 

Strukturelle Probleme hemmen das Land 

Solche Studien legen den Schluss nahe, dass es eben keinen direkten Zusammenhang zwischen klassischen Wirtschaftsindikatoren und der tatsächlichen Innovationskraft gibt. Natürlich darf man dabei aber auch klare Hemmnisse nicht verschweigen: So steht Deutschland etwa bei den Bildungsausgaben nur auf Platz 36, bei Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer bezogen auf die Zahl der Schülerinnen und Schüler sogar auf Rang 47 in der Studie. Nicht in der Spitzengruppe ist Deutschland auch in mehreren Kategorien zu Digitalisierung und Digitaltechnologien vertreten – etwa beim Zugang und bei der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik und bei mobilen Apps. Das Deutschland in grundlegenden Bereichen der Digitalisierung nicht zur Spitzengruppe gehört, könnte also ein großes Risiko für die künftige Innovationsfähigkeit bedeuten. Überhaupt sollte man neben dem reinen Innovations-Output immer auch die generellen Rahmenbedingungen vergleichen. Das tut beispielsweise eine frische Studie der ING, die in der Eurozone auch Faktoren wie „Jugendpotenzial“ „Beschäftigung im High-Tech-Sektor“, „Start-up-Szene“ und „Betriebsdynamik“ in das Benchmarking für die Innovationsfähigkeit aufgenommen hat. Hier ist Deutschland zuletzt deutlich abgestürzt und rangiert aktuell nur noch im hinteren Mittelfeld auf Platz 16 von 20.  

Innovationen sind der Wohlstand von morgen 

Besonders interessant beim Blick auf die in der Studie berücksichtigten Start-up-Szene ist die zentrale Rolle der Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen. Im Deutschen Start-up Monitor gab 2023 fast jedes zweiter Gründer in Deutschland an, in diesem Kontext schon einmal Unterstützung erhalten zu haben. Tatsächlich zurück gehen aber die Förderbeziehungen zur etablierten Wirtschaft: 2020 lag der Wert bei 72 Prozent, inzwischen nur noch bei 61 Prozent. CEOs und F&E-Leister sind also gefordert, die vielfältige und spannende Entrepreneur-Szene hier weiter aufmerksam zu beobachten und die Kreativität junger Gründer optimal für die Weiterentwicklung der eigenen Innovationskraft zu nutzen. Darüber hinaus ist Deutschland gut beraten, seine strukturellen Probleme vor allem im Bereich Bildung, Digitalisierung und Fachkräften anzugehen, um auch weiterhin mit Innovationen den Wohlstand von morgen zu sichern. 

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