Leadership & Karriere Das „Collective Action Problem“- bis jemand „Stop“ sagt…

Das „Collective Action Problem“- bis jemand „Stop“ sagt…

Gastbeitrag von Falco Weidemeyer, Partner und EY Global Turnaround and Restructuring Leader.

Manchmal ist es ja so, dass eine Gruppe von Menschen sich darüber einig ist, dass es so nicht weitergehen kann, und dennoch macht niemand den ersten Schritt. Das ist ein Phänomen, das uns in der Restrukturierungspraxis häufig begegnet. So werden Krisen in der Regel früh genug erkannt, aber deutlich zu spät adressiert. Besonders heikel ist das, wenn es sich um frühe Krisenstadien handelt und diese noch dazu auf eine Wachstumsphase folgen.

Einige Industrien sind davon zur Zeit betroffen. Aufholeffekte nach COVID, staatliche Förderprogramme, ein lange überraschend robuster Arbeitsmarkt und andere Faktoren führten zu einem Hoch, das nicht repräsentativ war. Als die Sondereffekte verklungen sind, wurde der Anpassungsbedarf deutlich – umso klarer, wenn noch hohe Energiekosten, Zinsentwicklung, Inflation, Kaufzurückhaltung und eine schwache Konjunktur hinzukamen. Die Marktsituation der letzten Jahre hat reichlich Entschuldigungen geliefert, die Versuchung war groß, dahinter gar nicht erst nach Versäumnissen im eigenen Unternehmen zu suchen.

Es war einfach, die Performance-Mängel zunächst auf die Umstände zu schieben, statt rechtzeitig und tiefgreifend genug zu analysieren, woran es liegt, wie schlimm es ist, wie lange es wohl dauert, ob strukturelle Anpassungen nötig sind oder ein „Trimmen der Segel“ reicht – kurzum, mit der Situation rational umzugehen. Es ist menschlich viel einfacher, das Gas ein wenig stärker durchzutreten, als auf die Bremse zu steigen. Soweit so verständlich. Aber dabei gehen viel Zeit und Ressourcen verloren, Vertrauen wird verspielt und Möglichkeiten werden vertan.

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