Innovation & Future Wie eingefleischte US-Kapitalisten den Standort Deutschland retten 

Wie eingefleischte US-Kapitalisten den Standort Deutschland retten 

Und doch werden sie nicht gefeiert, sondern misstrauisch beobachtet. Beispiel Amazon: Die Nachricht über den jüngsten Investitionsbeschluss füllt Randspalten, während Informationen über problematische Arbeitsbedingungen regelmäßig Aufmacher-Geschichten erzeugen. Mal geht es um schlechte Konditionen für Fahrer, mal um einen Bonus, der für möglichst wenige Krankentage bezahlt wird. Immer wieder wird Amazon vorgeworfen, konkurrierende Anbieter mit aggressiven, teilweise in rechtlichen Grauzonen liegenden Methoden zu bekämpfen. Gleichzeitig nutzt Amazon seine Marktmacht, um Verkäufern gleiche Preise bei höheren Gebühren zu diktieren. Amazons Steuervermeidungspraktiken sind beinahe schon legendär. Wer das liest, muss denken, dass für das Unternehmen die gleichen Maßstäbe gelten, wie für die Dorfpfarrei um die Ecke.

Tesla wird angefeindet, weil das Werk jede Menge Wasser verbraucht. Theatralisch lässt sich ein Chef des örtlichen Wasserverbandes zitieren: „Die Trinkwasserversorgung wird geopfert auf dem Gabentisch der Wirtschaftspolitik.“ Die Bewegung „Tesla Stoppen“ veranstaltet Protestcamps, und eine Do-it-yourself-Terrortruppe hat im vergangenen Jahr per Brandstiftung die Stromzufuhr zum Werk gekappt. Gemeinsam wollen alle Protestler „Tesla den Hahn abdrehen“. „Grüner Kapitalismus ist eine dreckige Lüge“, skandieren sie auf Plakaten.

Über Intel wusste Matthias von Grabow, Bildungswissenschaftler aus Magdeburg und Betriebsratsvorsitzender in einem Unternehmen, schon vor einem Jahr, dass es wahrscheinlich mit der Tarifbindung nichts wird. In der „Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit“ veröffentlichte er einen langen Beitrag über die „Herausforderungen“, vor die US-Unternehmen wie Intel, aber eben auch Tesla und Amazon, die deutschen Gewerkschaften stellen. Er kritisiert die jüngste Masche der US-Konzerne, die nicht mehr Betriebsratsgründungen plump verhindern wollen, sondern vielmehr dazu übergehen, sie gezielt voranzutreiben und dabei darauf zu achten, dass unternehmensfreundliche Kandidaten aufgestellt werden. Was andere als Wahlfreiheit für die Arbeitnehmer interpretieren könnten, nennt Grabow empört „Aushöhlung der Betriebsratsarbeit“. Der Autor gibt Tipps, wie sich Intel und Co. klein kriegen lassen: „Für die Gewerkschaften bietet sich die Möglichkeit, die Angst der Kapitalseite vor einem Fachkräftemangel gesamtgesellschaftlich und innerbetrieblich zu nutzen. So besteht letztlich die Chance, die einzelnen Betriebe in die Tarifbindung zu treiben.“

Bestseller-Autor und bekennender Kapitalismus-Fan Rainer Zitelmann hat angesichts der Proteste gegen Tesla und Co. seine Meinung dazu so zusammengefasst: „Kapitalisten bauen auf, schaffen Arbeitsplätze, schaffen Innovationen für den Klimaschutz“, schreibt er in einem X-Beitrag und fügt hinzu: „Antikapitalisten zerstören und verhindern Klimaschutz.“

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