Innovation & Future Warum ich die deutsche Angst vor der blauen Welle nicht teile

Warum ich die deutsche Angst vor der blauen Welle nicht teile

Melonis „Nein“ zu den Brüsseler Bürokraten

Überhaupt diese Italiener. Sie haben klar für die Regierungspartei „Fratelli d‘Italia“ um Premierministerin Giorgia Meloni gestimmt – jene Meloni also, die vor ihrer Wahl zur Regierungschefin hierzulande als Faschistin gebrandmarkt wurde. Dabei vergessen alle, die solche Einteilungen vornehmen, dass politische Sortierungen, die hier als Schimpfwort gemeint sind, jenseits der Alpen anders aufgefasst werden. Der Faschismus in Italien hat längst nicht den zu Recht vergifteten Ruf von dem in Deutschland. Meloni hatte in ihrem ersten Wahlkampf Sätze in die Menge geschleudert wie: „Ich sage: Ja zur natürlichen Familie; Nein zur LGBT-Lobby; Ja zur sexuellen Identität; Nein zur Gender-Ideologie; Ja zum Leben; Nein zur Kultur des Todes; Ja zu den christlichen Werten; Nein zur islamistischen Gewalt; Ja zur Souveränität des Volkes; Nein zu den Brüsseler Bürokraten; Ja zu sicheren Grenzen; Nein zur Masseneinwanderung.“ Damit hätte sie auch in Deutschland eine Wahl gewinnen können. Es sind einfache Antworten auf schwierige Fragen. So was zieht immer. Die Römerin hat sich inzwischen als überzeugte Europäerin entpuppt, sie ist alles andere als beängstigend.

Die gelungene Wandlung von Le Pen 

Auch Marine Le Pen und ihr Rassemblement National – die klaren Wahlsieger in Frankreich – sind das nicht mehr. Ich habe einst in Bordeaux studiert, ich war betroffen, wenn ich mich damals mit den Hassattitüden von Le Pens Vater Jean-Marie auseinandersetzen musste. Gleichzeitig war ich in die Menschen und das Land, das mich da studieren ließ, hoffnungslos verliebt. Die Tochter hat mit der Übernahme des Parteivorsitzes von ihrem Vater dessen Front National ein menschlicheres Gesicht gegeben: von der rechtsextremen Protestbewegung, die durch rassistische und antisemitische Äußerungen auffiel, hin zu einer gemäßigteren Truppe, die für Konservative wählbar geworden ist – ein Prozess im übrigen, der auch der AfD nicht schlecht zu Gesicht stünde. Schließlich schmiss sie den Vater aus der Partei und ist inzwischen selbst zugunsten von Jordan Bardella in die zweite Reihe getreten. Der Kandidat ist keine 30, Sohn italienischer Einwanderer und sagt zur EU Sätze wie: „Wir sind pragmatischer geworden; weniger dogmatisch, verlangen weder den EU- noch den Euro-Austritt.“ Auch ihm geht es mehr um ein Europa der Nationalstaaten und weniger um einen Bundestaat Europa. Finde ich schade, aber darüber lässt sich streiten.

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