Leadership & Karriere Unternehmenssterben in Deutschland: Der Mittelstand gibt leise auf, die Politik muss handeln! 

Unternehmenssterben in Deutschland: Der Mittelstand gibt leise auf, die Politik muss handeln! 

Verwaiste Bürogebäude, leere Schaufenster: Die Zahl der Unternehmensschließungen in Deutschland steigt alarmierend an. Aber nicht nur der Handel, Dienstleister und die Gastronomie stecken in einer Krise, auch die industrielle Basis im Mittelstand schwindet, so eine aktuelle Aufstellung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und der Creditreform. 

Allein im Jahr 2023 mussten rund 176.000 Betriebe in Deutschland aufgeben, das sind 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders auffällig: Nur 11 Prozent der Schließungen gehen auf eine Insolvenz zurück. Auch wenn damit ein besorgniserregender Anstieg um 9 Prozent im Vergleich zu 2022 zu verzeichnen ist, gibt ein Großteil der deutschen Unternehmen still und leise auf – weil es sich wirtschaftlich einfach nicht mehr lohnt, so die Expertinnen und Experten des ZEW. 

Deutsche Volkswirtschaft vor dem Kollaps? 

Vergangenes Jahr wurden rund 37.000 Handelsunternehmen und 51.000 Betriebe im Bereich der konsumnahen Dienstleistungen wie beispielsweise dem Gastgewerbe, Frisörstudios und Arztpraxen geschlossen. „Verwaiste Ladenlokale und leere Schaufenster treffen die Menschen in ihrer Umgebung wirtschaftlich und auch emotional. Die Schließungen in der Industrie aber treffen den Kern unserer Volkswirtschaft“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, denn das Unternehmenssterben zieht sich in der Tat durch alle Branchen und Unternehmensgrößen. 

Besonders innovationsstarke Branchen betroffen 

Im Jahresvergleich sind vor allem die Immobilienbranche (+ 14 Prozent im Vergleich zu 2022) und das verarbeitende Gewerbe (+ 21 Prozent) betroffen. Letzteres mit einem besorgniserregenden Trend: Schaut man sich den Innovationsgrad der betroffenen Firmen genauer an, so fällt auf, dass forschungsintensive Branchen, wie etwa die Chemie- und Pharmaindustrie, der Maschinenbau und technologieintensive Dienstleistungen, mit + 12,3 Prozent besonders hart betroffen sind.  

Grund dafür sind vor allem auch stagnierenden Gründungen in genau diesen wichtigen Bereichen. „Wenn der Bestand nicht nachwächst, steigt die Zahl der Schließungen überproportional“, so Dr. Sandra Gottschalk, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.  

Politik im Zugzwang 

Im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung fand Mittelstandspräsident Christoph Ahlhaus angesichts dieser dramatischen Entwicklungen deutliche Worte: „Die De-Industrialisierung schleicht sich nicht mehr an, sie trampelt!“ Die Politik müsse jetzt deutliche Signale senden, damit nicht noch mehr Unternehmen in die Schließung oder ins Ausland getrieben werden. Darunter fielen ganz klar ein deutlicher Bürokratieabbau und das Vermeiden von Steuererhöhungen. Patrik-Ludiwg Hantzsch ergänzt: „Hohe Energie- und Investitionskosten, unterbrochene Lieferketten, Personalmangel und politische Unsicherheit sind für die Wirtschaft ein toxischer Cocktail.“  

Einen möglichen Ansatz, wie man es besser machen könnte, zeigt ironischerweise der Beginn der Corona-Pandemie: Zwar kam es 2020 zu erheblichen Störungen der wirtschaftlichen Aktivitäten, jedoch erreichten die Zahlen der Unternehmensaufgaben aufgrund von umfangreichen und vor allem schnellen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen einen Tiefpunkt. Staatliche Förderprogramme speziell für Forschung und Entwicklung sowie finanzielle Anreize für Investitionen sollten also auch jetzt zur Stärkung der Wirtschaft berücksichtigt werden.  

Eins steht fest: Deutschland steht an einem Scheideweg. Um unseren Mittelstand zu erhalten und die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen, sind entschlossene Maßnahmen nötig!  

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