»Unsere Gesellschaft ist in Sachen Drogen pervers«

Eines deiner Argumente ist, dass auch Transsexuelle in jungem Alter starke Medikamente nehmen dürfen.

Wir haben mit den Enhanced Games den Zeitgeist erfasst. Die Transbewegung schaffte es, dass wir alle mehr Autonomie für unseren eigenen Körper haben. Es sollte keine Normen geben, die wir jemandem überstülpen. Transsexuelle dürfen harte Medikamente nehmen. Die Gesellschaft sagt aber: Sportler dürfen es nicht. Warum?

Es gab immer wieder Doping-Skandale, zum Beispiel im Radsport. Was haben Top-Sportler wie Jan Ullrich oder Lance Armstrong falsch gemacht?

Sie haben es heimlich gemacht und gelogen. In der DDR haben Sportler zudem Mittel ohne ihre Zustimmung bekommen und oftmals Substanzen, die keine offizielle Zulassung hatten. Gerade gab es die Geschichte eines Volleyballers, der mit Crystal Meth gedopt wurde. Das ist alles völlig indiskutabel. Bei uns wird es fair zugehen, weil transparent und medizinisch überwacht.

Können solche Spiele in Zeiten von TikTok & Co. letztlich nicht zu einer einzigen Sensationsgier führen?

Das ist das einzige kritische Argument, das ich gelten lasse. Aber ich glaube, wir sind zumindest nicht das Problem, vielleicht sogar die Lösung. Social Media spiegelt Jugendlichen völlig falsche Schönheitsideale vor, weil wir so tun, als ob die perfekten Körper, die wir dort sehen, natürlich sind. In Wahrheit sind sie oft entweder das Produkt von Photoshop oder eben PEDs. Das führt zu einem deutlichen Anstieg von Depressionen und anderen mentalen Problemen gerade unter Jugendlichen. Bis hin zu einem Anstieg der Selbstmordrate. Wir brauchen mehr Wissensvermittlung, mehr Transparenz, mehr Ehrlichkeit. Dazu gehört auch, offen zu sagen: Wenn du so aussehen beziehungsweise so performen willst, dann geht das für die meisten von uns nur mit PEDs und nicht mit Training allein.

Immer höher, schneller, weiter: Wo ist die Grenze beim Streben nach Extremen?

Eindeutig die Gesundheit. Wir schließen Sportler aus, wenn sie Dinge tun, die der Gesundheit schaden.