Life & Style Tagesschau für alle: Einfache Sprache erobert die Nachrichtenwelt!

Tagesschau für alle: Einfache Sprache erobert die Nachrichtenwelt!

Reaktionen im Netz: Von Häme bis Hass

Doch wie so oft im Internet, gibt es auch kritische Stimmen. Auf X trendet der Hashtag #Tagesschau. Unter diesem sammeln sich zahlreiche Beiträge, die voller Häme und Verachtung sind. „Das ehemalige Land der Dichter und Denker hat sich endgültig aufgegeben“, heißt es in einem Tweet mit 4.500 Likes. Ein anderer Tweet mit 1.500 Likes meint: „In der Tagesschau gibt es immer Scheiß. Aber jetzt gerade kommt viel zu viel Scheiß.“ Besonders beliebt sind Variationen von: Die „Tagesschau“ gibt es jetzt auch für (hier bitte wahlweise Ampel-, Grünen-, oder AfD-Wähler einsetzen). Die Logik dahinter: Wer nicht intelligent genug für die normale „Tagesschau“ ist, hat es auch nicht verdient, informiert zu werden.

Inklusion ist keine Option, sondern Pflicht

Vom politischen und gesellschaftlichen Geschehen darf jedoch niemand ausgeschlossen werden. Wer den Anspruch einer repräsentativen Demokratie hat, muss sie für alle Bürger zugänglich machen. Politische Entscheidungen betreffen vor allem Menschen mit Behinderungen und Migranten. Wenn über ihre gesundheitliche Versorgung, ihr Bleiberecht oder ihre Teilhabemöglichkeiten entschieden wird, müssen sie sich darüber informieren können.

Bildung statt einfache Sprache?

Aber Moment mal, wäre es dann nicht besser, in Bildung zu investieren, damit die Leute sicherer im Lesen und Schreiben werden? Unbedingt! Und trotzdem müssen Nachrichten für alle zugänglich sein. Einfache Sprache ist nur ein Baustein von vielen. Der Spott und der Hass zeigen, wie wenig unsere Gesellschaft für Inklusion sensibilisiert ist. Erst letztes Jahr bemängelten die Vereinten Nationen die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention in Deutschland. Die Untätigkeit der Politik spiegelt sich im Unverständnis für die „Tagesschau“ in einfacher Sprache wider. Ein barrierefreier Zugang zu Nachrichten in den Öffentlich-Rechtlichen war daher überfällig. Wenn behinderte Menschen politisch nicht mitbedacht werden, dann werden sie auch nicht gesellschaftlich mitbedacht.

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