Life & Style Ich bin dann mal weg 

Ich bin dann mal weg 

Corona ließ Wirtschaft einbrechen 

Mitte Februar 2020 also ging unser Flug. Zuvor hatte ein Umzugsunternehmen unseren Hausrat in einen Standard-Seecontainer verpackt. Als Einwanderer darf man ein Kraftfahrzeug pro Familie zollfrei mitbringen, das taten wir in einem zweiten Halbcontainer. Gerade noch rechtzeitig kam alles an und durch den Zoll, denn dann begann: Corona.  

Auf der Insel gab es zeitweise viele Fälle, die tourismuslastige Wirtschaft brach ein, einige Teil-Lockdowns taten ein Übriges, die Arbeitslosigkeit stieg. Ohne Unterstützung des Königreichs wäre das nicht gut ausgegangen, denn rund vierzig Prozent der Bevölkerung hängen direkt oder indirekt am Tourismus – allein das Fehlen der Kreuzfahrtschiffe brachte auch zahlreiche Händler in Not. Das Herunterfahren des Alltags geschah aber weit weniger strikt als in Deutschland, und vor allem kürzer. Das Thema ist inzwischen schon fast vergessen. 

Vergleich zum Leben in Deutschland und Mitteleuropa 

Warum aber wandert man aus im Fast-Pensionsalter? Für uns war die Insel eine Liebe auf den zweiten Blick. Die Mischung aus karibischer Lebensweise und niederländisch geprägter Rechtsordnung waren das eine. Das andere: dass vieles nicht so eng gesehen wird, man dafür aber auch Kompromisse schließen muss, erleben wir als erleichternd.  

Bei allem Respekt für die deutsche Lebensweise, mit den bekannten Tugenden und Errungenschaften – hier kann man verglichen damit mehr als nur einen Gang herunterschalten. Die Leute sind freundlich, uns scheint, zugänglicher als in Mitteleuropa. Man hilft einander. Die technische Infrastruktur ist in Ordnung, Glasfaserkabel sind meist Standard und drahtlose Internetzugänge gibt es an jeder Ecke und in jedem größeren Geschäft oder Restaurant.  

Manchmal fällt der Strom für ein paar Stunden aus; in unserer Gegend verirrt sich mitunter ein Leguan in einen Schaltkasten, dann wird es halt mal dunkel. Das Klima fanden wir stets mehr als bekömmlich – wenn man, wie ich, eine chronische Lungenerkrankung hat, ist es eine Wohltat. Dann der Reiz, noch einmal etwas völlig Neues anzufangen. Tropisches Gärtnern ist eine Herausforderung, und es gab und gibt viel zu renovieren und zu verschönern an Haus und Umgebung; wer gern heimwerkt, muss Langeweile schon suchen. Die Verbindungen nach Europa? Mehrmals täglich Direktflüge. Nach Kolumbien fliegt man gut eine Stunde, nach Panama drei, nach Miami ebenfalls drei, es gibt tägliche Verbindungen nach New York, Atlanta oder Kanada. 

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