DriveStyle „Für Normalverdiener gibt es keine Alternative zum batteriegetriebenen Auto“ 

„Für Normalverdiener gibt es keine Alternative zum batteriegetriebenen Auto“ 

Halten Sie die Diskussion zur Zukunft des Verbrennermotors also noch für sinnvoll? 

Sie macht keinen Sinn, weil es keine Alternativen zum mittelfristigen Umstieg gibt. Machen wir weiter wie bisher, ist die Folge eine brutale Klimaerwärmung, deswegen ist die Diskussion in einigen Parteien nicht zielführend. Sie verunsichert die Menschen. Im Moment müssen sich die Bürgerinnen und Bürger bereits mit so vielen neuen Technologien, wie Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur und Solaranlagen auseinandersetzen, da überfordert eine erneute und nicht zielführende Diskussion über den Antrieb des nächsten Autos die Bevölkerung. Natürlich ist die Infrastruktur für sowohl batterieelektrische Fahrzeuge als auch Wasserstofftankstellen für LKW noch nicht gut ausgebaut, ein klassisches Henne-Ei Problem.  

War Tesla eigentlich der Gamechanger? 

Gamechanger oder Vorreiter vielleicht insofern, als Tesla das Elektroauto aus der „Knäckebrot und Müsli-Ecke“ herausgeholt und Druck auf die etablierten deutschen Hersteller ausgeübt hat, ihrerseits ihre Kompetenz in Punkto Elektromobilität zu demonstrieren. Während andere Hersteller wie Nissan oder Kia zunächst reine Vernunft-Elektroautos gebaut haben, brachte Tesla 2012 mit dem Model S ein Luxusauto mit großer Reichweite, sehr sportlichen Fahrleistungen und einem attraktiven Design auf den Markt. Tesla erreichte mit dem Modell S zeitweise den größten Marktanteil in der Luxusklasse in den USA und verwies sogar die mit Verbrennungsmotor ausgestattete Mercedes S-Klasse auf den zweiten Platz. Auch hat Tesla direkt von Beginn ein eigenes Ladenetz aufgebaut, das haben deutsche Hersteller anders gemacht. Heute leidet Tesla genauso unter sinkenden Absatzzahlen wie alle Hersteller von batterieelektrischen Fahrzeugen.  

Tausende unverkaufte Teslas stehen in der Nähe der Fabrik in Grünheide herum. Ich habe den Eindruck, hierzulande will kein Mensch mehr ein E-Auto. . . 

. . . weniger wollen eins. Es hat hierzulande einen dramatischen Einbruch bei E-Auto-Verkauf von Minus 11 Prozent im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal gegeben. Gründe sind vor allem der Wegfall der Förderung, der immer noch schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur aber auch die Diskussion der Politik. Das ist aber ein deutsches Phänomen, EU-weit ist der Verkauf um sechs Prozent gestiegen. Gerade Hybride PKW, also mit zwei Antriebsmöglichkeiten, erleben einen Aufschwung. 

Es geht doch um mehr: Ich kaufe mir doch nicht für ein Drittel mehr Geld ein schlechteres Auto! 

Batterieelektrische PKW sind nicht schlechter aber im Vergleich mit ihrem Verbrenner-Äquivalent teurer. Die Mittelschicht oder einkommensschwache Haushalte können sich ein neues E-Auto nicht leisten. Dazu kommt: Auf dem Gebrauchtwagenmarkt herrscht Unsicherheit über den Wiederverkaufswert und die Batterielebensdauer. Es fehlen die Erfahrungswerte über gebrauchte E-Modelle. Hier könnte die Politik und Autoindustrie wirklich viel zur Verbesserung der Situation durch Labels und Prüfverfahren beitragen. Förderung neuer Technologien ist wichtig, um der Technologie in den Markt zu verhelfen und die ersten Kundengruppen zu überzeugen und ein evtl. Investitionsrisiko abzumildern. Der Wegfall der Umweltprämie war aber viel zu früh, denn der Markt war noch nicht so weit, und bricht deswegen jetzt zusammen. Die dadurch entstandene Unsicherheit trifft vor allem die Mittel- und Unterschicht. Sie werden mit ihrem Mobilitätsbedürfnis allein gelassen. 

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