Life & Style Wieso Weltverbesserer jetzt gegen Döpfner schießen

Wieso Weltverbesserer jetzt gegen Döpfner schießen

Die dunkelsten Kapitel von #MeToo

Andreas sieht die Sache so: „Das Verhalten, das Mathias Döpfner in seiner Rolle als CEO und Chairman von Axel Springer vorgeworfen wird, erinnert stark an die dunklen Kapitel, die die #MeToo-Bewegung ans Licht gebracht hat. Er soll den mutmaßlichen Missbrauch seiner Machtposition sowie sexistische Verhaltensweisen und unangemessene Beziehungen eines Topmanagers bei Axel Springer zu lange toleriert haben. Dabei soll er Sexismus-Vorwürfe zurückgewiesen und die Betroffenen unzureichend angehört haben.“ Inyova nimmt damit Bezug auf das Compliance-Verfahren um den früherer Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, der inzwischen für das Nachrichtenportal Niu verantwortlich ist. Döpfner hatte lange zu Reichelt gehalten, weil er dessen journalistische Qualitäten schätzte.

Andreas sieht das kritisch: „Die Kombination aus unzureichenden Richtlinien und Vorwürfen gegenüber einem Boardmitglied birgt enorme Risiken hinsichtlich massiver Reputations- und damit Markenschäden, die den Wert für die Aktionäre langfristig mindern könnten. Vielfalt und Inklusion sind ein integraler Bestandteil der Netflix-Marktstrategie. Doch wenn die Glaubwürdigkeit des Unternehmens in diesen Themen auf oberster Ebene in Frage gestellt wird, könnte es für Netflix in Zukunft schwierig werden, relevante Produktionen und Akteure zu gewinnen.“ Bis Ende letzten Jahres seien Themen wie Diskriminierung und Belästigung überhaupt nicht im Verhaltenskodex für die Board-Mitglieder bei Netflix aufgetaucht. Und auch in der aktuellen Fassung werde das Thema nur „völlig unzureichend“ behandelt.

Aktionäre im Glück

Worum geht es Andreas? Um Netflix? Seine offene Kritik führte gestern zu einem deutlichen Rückgang des Aktienkurses von mehr als zwei Prozent, unterm Strich hat die Aktie in den vergangenen zwei Jahren aber eine Verdreifachung geschafft – was der Einschätzung der Impact-Investoren widerspricht, dass hier Werte der Aktionäre in Gefahr gebracht werden. Geht es ihm um Döpfner? „In der Medienbranche, die durch die #MeToo-Bewegung besonders für das Thema Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion sensibilisiert worden ist, wiegen die Governance-Bedenken besonders schwer“, schreibt er.

Ich meine: Netflix hat unsere Sehgewohnheiten auf den Kopf gestellt. Es ist ein echter Game-Changer und längst kein Startup mehr. Mit dem Erwachsenwerden könnten ein paar Manieren nicht schaden. Aber bitte: Es geht um Netflix und nicht um Döpfner. Und solange dem Streamingdienst selbst keine Sexismus-Vorwürfe treffen, sollten auch die Schweizer Impact-Aktionäre die Kirche im Dorf lassen.

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