Innovation & Future Nur 500 Euro Guthaben? Der digitale Euro kommt, aber die Banken wollen nicht, dass wir ihn benutzen

Nur 500 Euro Guthaben? Der digitale Euro kommt, aber die Banken wollen nicht, dass wir ihn benutzen

Verdrängt der digitale Euro das Bargeld?

Bargeld bleibt unser Kernprodukt, der digitale Euro ist eine Ergänzung. Doch die Nutzungsquoten von Bargeld sinken langsam, aber stetig, auch in Deutschland. Daher möchten wir als Zentralbanken des Eurosystems zusätzlich zum Bargeld ein digitales Zahlungsmittel herausgeben.

Es wird einem ja auch schwer gemacht. Geldautomaten verschwinden, viele Händler bevorzugen Kartenzahlung . . .

Die Bargeldversorgung ist immer noch sehr gut. Jeder kann sich an der Supermarktkasse Bargeld besorgen, ebenso wie an jeder größeren Tankstelle. Bargeld ist gelebte Freiheit. Wir sind gerade dabei, die dritte, ganz neue Euro-Banknotenserie auf den Weg zu bringen. Das machen wir, weil wir weiter voll auf das Thema Bargeld setzen.

Wann kommt die neue Serie?

Voraussichtlich im Jahr 2029. Alle Euro-Banknoten werden dann der Reihe nach mit neuen Motiven und neuer Technologie erscheinen. Die neuen Motive werden uns demnächst präsentiert.

Es gibt auch in der Politik Vorbehalte gegen den digitalen Euro. Was hören Sie da?

Die Ampel-Regierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass sie das Projekt unterstützt. Auch die CDU/CSU ist mehrheitlich dafür. Die einzige politische Kraft in Deutschland, die den digitalen Euro ablehnt, ist die AfD. Sie hält uns Zentralbanken im Eurosystem vor, dass wir damit den Ausstieg aus dem Bargeld einleiten, was schlicht Quatsch ist. Vielmehr wollen wir das Bargeld mittels eines europäischen Verordnungsentwurfs zusätzlich schützen.

Es gibt weltweit ähnliche Währungsprojekte, China – so höre ich – ist ganz vorne.

Es gibt rund um den Globus über 130 Projekte, eine Währung zu digitalisieren. Vier Währungsräume sind bisher live gegangen: Jamaika, die Bahamas, der ostkaribische Währungsraum und Nigeria. Ansonsten sind viele weit fortgeschritten, China gehört dazu. In Europa sind wir mit dem digitalen Euro vielleicht im vorderen Viertel.

China unterstellen wir, dass es mit einer staatlichen digitalen Währung auch seine Menschen kontrollieren will.

In Europa sagen wir klar, dass wir an den einzelnen Transaktionen in keiner Weise interessiert sind. Die Zentralbanken im Eurosystem werden die Identität der Nutzerinnen und Nutzer nicht nachvollziehen können. Ein hohes Maß an Privatsphäre wäre eine der Kerneigenschaften des digitalen Euro. Lediglich die Regelungen zur Vermeidung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung müssen bedacht werden.

Wie geht es jetzt weiter?

Im besten Fall wird die gesetzliche Grundlage für den digitalen Euro in der zweiten Hälfte 2025 vom Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union beschlossen. Danach erst kann der EZB-Rat endgültig über die Einführung des digitalen Euro entscheiden. Der digitale Euro sollte dann Ende dieses Jahrzehnts kommen.

Dann können wir uns ja wieder hinlegen.

Nein, denn jetzt entscheiden wir, wie das Projekt aussehen wird. Wir rechnen intern damit, dass wir nach der Entscheidung des EZB-Rats noch etwa drei Jahre Testphase brauchen, um die Sicherheit des Systems zu gewährleisten.

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