Leadership & Karriere Was der Bayer-Chef vom Trainer seiner Werkself lernen kann

Was der Bayer-Chef vom Trainer seiner Werkself lernen kann

Alonso hat allerdings eine Schwäche – und die heißt Geld. Einer Gefängnisstrafe wegen Steuerbetrugs entging er 2019 nur, weil er zuvor drei Millionen Euro an den spanischen Staat nachgezahlt hatte. Die Steuersparmodelle der Fußballer füllen bekanntlich ganze Sortimente im Buchhandel, allerdings nicht in der Abteilung Sachbuch, sondern eher unter „Phantasy“ Alonso hat da offenbar keine Ausnahme gemacht. Für einen CEO ist das keine Alternative. Sein Gehalt ist ziemlich transparent und unsaubere Steuertricks dürften ihm schnell den Job kosten. Beide verdienen übrigens ähnlich viel: 6,5 Millionen im Jahr sind es bei Anderson, mehr als sechs Millionen sollen es auch bei Alonso sein. So gesehen begegnen sich die beiden auf Augenhöhe.

Dass der Fußballer einmal die Trainerlaufbahn einschlagen würde, überraschte Profis nicht. Schon als Spieler einte er Technik und Zweikampfstärke mit Übersicht und strategischem Verständnis. „Seine Spielweise wirkte nicht spektakulär, seine Bedeutung als Taktgeber in Starensembles war indes immens. Wer in Liverpool, Madrid, München oder „La Furia Roja“ glänzte, vermochte dies oft dank Alonsos Zuarbeit“, schreiben die Fußball-Fachleute. „Er kann nur eines nicht: Fehlpässe spielen. Er denkt jetzt schon wie ein Trainer. Die Mannschaft, die er mal trainiert, kann man jetzt schon beglückwünschen“, hat der Kaiser Franz Beckenbauer früh über ihn orakelt. Alonso verkörpert an der Seitenlinie einen Mann von Welt. Stilvoll gekleidet, Spanisch, Baskisch, Englisch und Deutsch sprechend.

Anderson, der Struwwelkopf, von dem sein Aufsichtsratschef berichtet, er sei mit Rucksack und Fahrrad zum Vorstellungsgespräch gekommen, signalisiert dagegen eher: Ich bin einer von vielen. Er wirbt um Geduld und Vertrauen für seinen Umbaukurs. „Es wird keine schnelle Lösung innerhalb eines Jahres sein, und es wird schwierige Momente geben“, sagt er auf der Hauptversammlung vor den Aktionären, die eine ganz andere Nummer sind als Alonsos begeisterte Fans.Den Grund, warum Bayer den Schuldenberg seit Jahren kaum senken kann, zeigen die Bilanzzahlen: Rund 13 Milliarden Euro sind seit 2019 im Rahmen des Rechtsstreits um den Unkrautvernichter Glyphosat aus der Kasse abgeflossen. Ohne diese Last hätte Bayer über einen durchschnittlichen freien Cashflow von jährlich fünf Milliarden Euro verfügen können – so, wie es der Konzern einst in guten Jahren vorweisen konnte. Und da sich der Streit vor Gericht hinzieht, Bayer aber auch bei neuen Produkten derzeit kein glückliches Händchen hat, spricht Anderson von einer „radikalen Neuausrichtung“, die er angeht. Zwölf Hierarchiestufen zwischen ihm und den Kunden seien ihm eindeutig zu viel. Das kann Alonso nur unterstreichen: Als er mit der Werkself am Wochenende den Titel holte, dauerte es ein paar wenige Minuten, bis der Trainer mit dem Pokal in der Hand zur Fankurve lief und sich feiern ließ. Außer einem schmalen Zaun war nichts zwischen ihnen.

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