Green & Sustainability Ex-Eon-Aufsichtsrat zum AKW-Aus: „Mit Verlaub, das ist Unsinn“

Ex-Eon-Aufsichtsrat zum AKW-Aus: „Mit Verlaub, das ist Unsinn“

Haben Sie das den Ministerien denn nicht so gesagt?

Und ob. Eon hatte eine sehr klare Position. Die hieß: Die Entscheidung, Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen, ist keine technische Frage, sondern eine politische. Technisch würde Eon alles möglich machen, die politische Entscheidung müsse aber einzig und allein auf der Ebene der Bundesregierung fallen. Je früher sie fiele, desto besser wäre es. Denn in Vorleistungen würde Eon nicht treten. Diese Position wurde den beteiligten Ministerien gegenüber vielfach kommuniziert.

Aber nicht laut genug, oder?

Da haben Sie sicher einen Punkt. Es gab ja im Herbst 2022 noch mal eine vergleichbare Situation, als ein sogenannter Stresstest für die Stromversorgung durchgeführt wurde. Der zeigte, dass man die Kernkraftwerke sehr wohl noch brauchte. Das Ergebnis gefiel dem Wirtschaftsministerium natürlich nicht. Sie bogen daraufhin mit dem Konzept der Kernkraftwerke als Einsatzreserve um die Ecke, sie also je nach Bedarf ein- oder auszuschalten. Ein Kernkraftwerk ist aber kein Toaster. Da dem Ministerium diese Idee nicht auszureden war, blieb nichts anderes übrig, als einen Brief zu schreiben. Dann war der Plan schnell vom Tisch. Und Herr Habeck erläuterte später dazu, Eon hätte seine Idee bloß falsch verstanden. Na ja. Eon hätte mehr Briefe schreiben sollen. Die Vertreter der Energiewirtschaft insgesamt hätten sich in den politischen Diskussionen klarer und deutlicher positionieren müssen, anstatt möglichen Konflikten vorschnell auszuweichen.

Was nun?

Das Thema Kernkraft ist in Deutschland wahrscheinlich erst einmal durch. Ich selbst halte das angesichts der Kombination von Ukrainekrieg, Wirtschaftskrise und Energiewende für verantwortungslos. Aber so ist es nun einmal. Wir sollten trotzdem auf jeden Fall in Sachen Kernkraft in der Forschung aktiv bleiben. Natürlich kann niemand wissen, ob modulare Reaktoren, Druckwasserreaktoren der nächsten Generation oder die sogenannten Dual Fluid Reactors gute Lösungen für die Zukunft sind. Auch wissen wir noch nicht, wann und wie die Kernfusion einen Beitrag leisten kann. Aber auf jeden Fall müssen wir dranbleiben. Wer Technologien von vornherein ausschließt, verspielt die Zukunft.

Haben Sie einen Rat an Herrn Habeck?

Das steht mir nicht zu. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum er nicht einfach sagt, er wollte eben absolut keine Kernenergie. Und deshalb kam eine Zustimmung zum Weiterbetrieb für ihn nie infrage. Das wäre die Wahrheit. Und dann bräuchte er jetzt auch nicht alle möglichen Mails und Protokolle rauf und runter zu interpretieren.

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