Personal Finance Deutschland ist nur noch bei Schwarzwälder Kirschtorte Exportsieger 

Deutschland ist nur noch bei Schwarzwälder Kirschtorte Exportsieger 

Die Abkehr von der Kernenergie etwa nennt der „Economist” ein „spektakuläres Eigentor”. In der Tat folgt der größere Rest Europas dem Drang in die genaue Gegenrichtung. Angesichts eines trägen bürokratischen Genehmigungssystems gehe es in Deutschland gleichzeitig aber mit der Entwicklung von bezahlbaren Energie-Alternativen nicht voran, so die britische Analyse. Und erkennbar werde außer Acht gelassen, dass der deutsche industrielle Sektor doppelt so viel Energie brauche wie der in Größe nächstfolgende in Europa. Das heißt offenbar: bis jetzt. Denn zum einen orientieren sich die Großverbraucher, vor allem Chemie- und Metallindustrie, in Richtung Stromerzeugung aus eigener Hand, so etwa der weltgrößte Chemiekonzern BASF, der sich in Windenergie engagiert und gleichzeitig gasabhängige Anlagen auf Strom umstellt. Da das alles nicht schnell genug gehen wird in Deutschland, entstehen neue Werke quer durch die Branchen vor allem im Ausland. Erste Wahl bei vielen: China.

In China ist das Deutschlandbild bei der Bevölkerung offenbar weiterhin von seit Jahren gepflegten positiven Stimmungsbildern geprägt – Pünktlichkeit, hohe moralische Maßstäbe und natürlich die chinesische Anerkennung für die Ingenieurleistungen und die Produkte der deutschen Industrie, allen voran die der Autohersteller. Solche Umfragen aber ergeben inzwischen ein wenig realitätsnahes Bild, zumal der autokratisch regierende Staatschef Xi Jinping den Kurs seines Reiches klar auf wirtschaftliche Unabhängigkeit gerichtet hat – was bedeutet, möglichst vorherrschende Wirtschaftsmacht der Welt zu werden. Deutschland war und ist – noch – als Technologielieferant gefragt. Die Produkte daraus aber exportiert China dorthin, und die Handelsbilanz mit China fällt für Deutschland von Jahr zu Jahr schlechter aus. Chinakritiker verweisen zudem auf die immer restriktiver werdende Politik Pekings in Hinblick auf Menschenrechte, auf den Abbau von Bürgerrechten, aggressiven Aufbau des Militärs und seiner beanspruchten Reichweiten wie im Südchinesischen Meer, nicht zuletzt Chinas Zusammenarbeit vor allem mit Diktaturen und Schreckensregimen in aller Welt, von Russland bis Iran. Die Zerstörung des westlichen Demokratie- und Wirtschaftsmodells soll demnach das angepeilte Ziel auf dem Weg zur Hegemonie Chinas sein, so etwa der Wirtschaftspublizist Dieter Schnaas. Nach diesem Bild hat zumindest die chinesische Führung eher Geringschätzung für die schwachen Nationen Europas übrig. Folgerichtig demonstrierte soeben die Pekinger Automesse ein überragendes Übergewicht chinesischer Modelle, die sich anschicken, weltweit die Konkurrenz aufzumischen. 

Der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz mit einer beeindruckend großen Delegation deutscher Wirtschaftsführer im April zeitigte denn auch keine für Deutschland nennenswerten Fortschritte – Scholz wurde abgespeist, so sieht es die „New York Times”. Außer bedeutungslosen Zollvereinbarungen für einige Lebensmittel blieb nicht viel: „Am Ende war es eine fruchtlose Reise – abgesehen von ein paar Äpfeln”, lästert das Blatt. Die Absichten, in Sachen smarter Autos stärker zusammenzuarbeiten, verschrecken die übrigen Europäer und die USA eher, als dass sie Anerkennung auslösen. Chinesische Kommunikationstechnologie in Autos auf deutschen und europäischen Straßen? Das sieht das Ausland skeptischer als der deutsche Bundeskanzler, und die Londoner Times zitiert mit Blick auf China: „Scholz ist in der Außenpolitik einfach völlig überfordert. Er setzt die Merkel-Schiene fort, wo er kann, hat keine eigenen Ideen und versucht nur, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen“, sagt der Politologe Ulrich Speck. Von einem „De-Risking” Deutschlands gegenüber China sei nichts zu sehen, auch wenn Olaf Scholz dies so erwähnt habe. Eher koppele sich China seinerseits in Sachen Abhängigkeit vom Westen ab, und das könnte eines Tages zum Ende profitabler Geschäfte deutscher Unternehmen führen. Fast wie ein Menetekel wurden kurz nach der Rückkehr des Bundeskanzlers umfangreiche Spionagetätigkeiten Chinas in Deutschland aufgedeckt. Offenbar reicht der freiwillige Technologietransfer dem Pekinger Regime nicht aus.

Immerhin stellt die New York Times fest, dass ein deutscher Exportartikel das Zeug dazu hat, den Ruf des Landes zu stützen: Laut dem Blatt ist Schwarzwälder Kirschtorte das unumstritten beliebteste Dessert weltweit, von Trinidad bis Zimbabwe. In Nepal und Pakistan wird es sogar schon als nationale Süßspeise gefeiert. Dieser Wissenstransfer ist jedenfalls gelungen: „Die Schwarzwälder Kirschtorte, benannt nach einer Ecke Deutschlands, die immer noch Bilder von Märchen heraufbeschwört.“

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