Innovation & Future Der Kaufhauskönig macht mal was Neues

Der Kaufhauskönig macht mal was Neues

Simon Engelhorn stammt aus einer der traditionsreichsten deutschen Unternehmerfamilien. Jetzt hat er als Kaufhauskönig abgedankt und ein Startup gegründet. Es will nichts weniger als den E-Commerce-Handel revolutionieren.

Die Nachricht ist interessant, aber jetzt auch kein Brüller: Drei Typen haben ein Startup mit Sitz in Mannheim gegründet. Insage heißt das Ding und ist eine Software, die E-Commerce-Unternehmen hilft, Informationen aus Social-Media-Kanälen wie Shopify, Facebook, Instagram, TikTok zu fischen. Insage nutzt künstliche Intelligenz, Nutzer können ihr Fragen stellen, und sie spuckt die Antworten aus. Außerdem weiß die Software übers Wetter, Feiertage, Ferien und Großereignisse Bescheid, die für Händler Hochs und Tiefs bedeuten können. „Insage“, so meinen die Macher, „ermöglicht präzise Vorhersagen und sendet proaktiv Nachrichten an den Nutzer, um relevante Werttreiber im E-Commerce zu optimieren.“

So weit, so interessant. Doch es gibt eine zweite Story dahinter. Und die dreht sich um die Gründer, besonders um den einen: Simon Engelhorn. Der 40jährige ist Spross einer jener Familien, die zur Deutschland AG gehören wie die Milch zur Kuh. Es gibt einen Johann Engelhorn, der war schon ein Startup-Guy. Seine Gründung im 19. Jahrhundert: die Badische Anilin- und Sodafabrik, die heute BASF heißt und der größte Chemiekonzern der Welt ist. Eine zufällige Namensgleichheit sagt Simon. Seine Familie allerdings legte auch nicht die Hände in den Schoß, sondern der Urgroßvater stieg ins Kaufhaus-Business ein, wie es zu Beginn des letzten Jahrhunderts so viel gemacht habengemacht haben. Die Engelhorn Kaufhäuser sind in Mannheim Legende. Sieben Stück gibt es, und Simon, inzwischen zarte 40 Jahre alt, hat sie bis März geleitet. Jetzt macht das sein Cousin allein und Simon sitzt nur noch im Aufsichtsrat.

Als er 2012 im Familienunternehmen antrat, tauchte er sozusagen in die eigene mehr als 100jährige Geschichte ein. „Historie ist etwas Mächtiges und Wirkungsvolles. Es kann aber auch supernervig sein“, sagt Simon. Er kümmerte sich um IT und Logistik, um die digitale Strategie, die dem Unternehmen während der Coronaphase den Allewertesten rettete. „Ich habe zwölf Jahre Tag und Nacht darüber nachgedacht, wie ich Engelhorn weiter nach vorn bringen kann“, sagt Simon und lässt ahnen, was es bedeutet, Verantwortung in einer traditionellen Unternehmerfamilie zu übernehmen. Doch dann: „Ich hatte den Wunsch, einmal etwas auf der grünen Wiese aufzubauen.“ Eine Idee, ein weißes Blatt Papier und ein Team, das zusammenhält. Mit Matthias Storch und Marc Schauer hat er sein Team gefunden, beide sind Gründer, Startup-Finanzierer und kennen sich aus im E-Commerce. Die Familie habe „konstruktiv“ reagiert, sagt Simon, als er ihr ankündigte, seinen Wunsch in die Wirklichkeit umzusetzen und auszusteigen.

Ihm ist allerdings klar: „Es gibt nur ein rein oder raus.“ Und weil er als Mannheimer Kaufhauskönig nun offiziell abgedankt hat, baut er mit aller Kraft am neuen Reich: 

„Insage ist bereit, die Welt des E-Commerce mit bahnbrechenden Innovationen zu revolutionieren“, sagt er. Und es klingt so, als werde er sich die nächsten zwölf Jahre den Kopf darüber zerbrechen wollen, wie er Insage weiter nach vorn bringen kann.

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