Life & Style Buy-in statt Buy-out! Start-Ups erleben das neue blaue Wunder

Buy-in statt Buy-out! Start-Ups erleben das neue blaue Wunder

Wenn sich selbst ein Gamer wie Toan Nguyen, Founder Jung von Matt NERD, extra einen dunkelblauen Anzug im Yamamoto Style kauft und Loafer statt Sneaker trägt, bedeutet es unmissverständlich, dass die Play Hard Rules ein Update haben. Blue Suits und Blue Chips reloaded. Der Code lautet: Dress-up und Buy-in, wie sich beim Business Punk Summit am Tegernsee zeigt. Jogginghosen sind für Investoren und Founder out wie absurde Finanzierungsrunden für Food-Lieferdienste. Die Start-Up-Szene erlebt das neue blaue Wunder.

Der Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee, das deutsche Davos. Hier treffen sich CEOs, Investoren, Spitzenpolitiker. Netzwerk der Superlative. Mächtig wie die umliegenden Berge, die Voralpen schneebedeckt – und das im Frühling. Mittendrin: das Business Punk Summit. Eine exklusive Runde aus Gründern, Start-Ups, Kreativen. Die Brains aus der neuen Business Punk Top-100-Liste der Menschen, die 2024 prägen. Die beherrschenden Themen: KI-Technologie, Quantencomputer und Cybercrime.

Chefredakteur Oliver Stock startet den Business Punk. Mit einem Erdbeben, wie er sagt, um dann aufzuzeigen, dass doch alles noch viel schlimmer sei. Deutschland – das Land der coolen, tollen, innovativen Macher und Woller, die dann ausgebremst werden vom Regulierungswahn. In der Diskussion mit Serial Entrepreneur Carsten Puschmann, Venture Capital und M&A-Experte Patrick Müller und Christian A. Saxenhammer, Founder und CEO Saxenhammer über den Wirtschaftsstandort Deutschland wird klar: Alle wollen loslegen. Lust und Ideen sind da. Aber dann kommt die deutsche Bürokratie. 

Die Formalitäten, um auch ausländische Investoren reinzuholen, werden immer aufwendiger. Was in Ländern wie USA, China oder Indien in zwei oder drei Wochen geht, dauert bei uns drei bis sechs Monate. Zu viele Hürden. Da springen Investoren schon wieder genervt ab.

Alarmierend die Keynote von Oliver Weimann, Co-Founder und CEO Quantum Cybersecurity Group. Er analysiert, dass 80 Prozent aller deutschen Unternehmen bereits Opfer von Cyber-Attacken wurden und wir alle nicht genug gesichert sind. „Wir stehen an einem Tipping-Point in der Cyber-Security“, warnt er. Durch die neue Quantencomputer-Technologie könnten herkömmliche Verschlüsselungssysteme in Minuten geknackt werden. Opfer seien mittlerweile nicht nur Staaten oder Großkonzerne, sondern auch mittelständische Unternehmen. Selbst Zahnarztpraxen, deren Patientendaten durch Hacker plötzlich verschlossen werden oder Buchverlage, denen der Zugriff auf wichtige Manuskripte blockiert wird – bis sie sich per Lösegeldzahlung wieder einloggen können.

Seine Warnung in Zeiten von Remote Work und Home Office: Auf keinen Fall freie Wlans nutzen, egal ob bei Starbucks oder im Flix-Bus. Sicherer ist es, sich einen eigenen Hotspot zu legen. 

Einer der 100 Köpfe des Jahres 2023, Gründer Philipp Glonner, CEO & Co Founder, ARTHUR Bus GmbH shuttelt die Business Punker mit seinem innovativen emissionsfreien Bus, den er als ehemaliges IT-Brain von BMW selbst entwickelt hat. Drei Jahre nach Founding zieht er Bilanz. „Wir bewegen uns zu langsam. Das emissionsfreie Fahren in städtischer wie ländlicher Infrastruktur muss schneller realisierbar werden“.

Ein spannender Shift: Jürgen Bilo, Managing Director bei co-pace, der Start-up-Organisation vom Reifenriesen Continental, erzählt von der neuen Konzernstrategie. Es geht nicht mehr um das klassische Buy-out, Gründer rauszukaufen und die Company zu übernehmen. Die neue Zauber-Formel heisst: Buy-in. Ziel ist es, sich an Tec-Start-Ups zu beteiligen, um sie als neue Unit am Konzern anzudoggen. 

Ein bewusster Clash der Kulturen. Old Ecomomy verschmilzt mit New Economy. Blue Chips wie Continental als neue Enabler für Menschen mit Ideen. Klare KPIs für jeden Pitch: Echte Wissenstiefe, keine Marketing-Buzzwords mehr. Mitunter seien junge Founder verblüfft, wie tief old Money in der Materie steckt. 

Big shot on stage: Ludwig Ensthaler, er ist Mitgründer des Wagniskapitalfond 468 Capital. Mit dem Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha hat er im letzten Jahr einen spektakulären Finanzierungs-Deal über eine halbe Milliarde US-Dollar bekannt gegeben. Das Besondere daran: Die Summe stammt nicht etwa von internationalen Finanzinvestoren, sondern von deutschen Unternehmen wie der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Bosch und SAP. 

Seine klare Botschaft: Die Zeiten, in denen Venture Capitalists in das Marketing von Pizzaketten oder Food-Lieferservices investiert hätten, sind vorbei. Die New Economy ist wieder die Old Economy, der Hype um die rein Marketing getriebenen Online-Start-Ups wandelt sich eindeutig in Richtung Technologie. Neue spannende Start-Ups entstehen um Universiäten wie der Technischen Universität München (TUM) oder dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), nicht mehr in Berlin Mitte. 

Ludwig Ensthaler, Angel-Investor: „Um Berlin machen Investoren gerade einen Bogen“. Die Forschung an neuen Halbleiter-Technologien in Chemnitz sei interessanter als die Latte-Macchiato-Ideen aus der Hauptstadt.

Die spannendsten Investments aus seiner Sicht: Robotic und Bio-Technologie. Und klar: ein neues blaues Sakko. Play hard next level.

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