Life & Style Die Sache mit den Zombie-Schokohasen

Die Sache mit den Zombie-Schokohasen

Mehr Einkäufe ohne schwarze Aufkleber
Eine weitere Frage: Haben die scharfen chilenischen Restriktionen etwas bewirkt? Eine Studie gibt dem harten Kurs recht. Jener wurde unter der sozialdemokratischen Präsidentin Michelle Bachelet in ein Gesetz gegossen. In der 2021er-Doktorarbeit „Equilibrium Effects of Food Labeling Policies“, die die Zeitschrift „Review of Economic Studies“ zur besten Doktorarbeit des Jahres im Metier kürte, heißt es: „Chile war das erste Land, das sie verbindlich auf nationaler Ebene einführte, nach  langer politischen Diskussion von 2007 bis zur Siegeleinführung 2016. Siegel gibt es heute auch in Mexiko, Peru und Israel.“ Weiter heißt es: „So stieg der Konsum von Produkten ohne Label um bis zu 26 Prozent bei den Frühstückscerealien an.“ Die Daten stammen aus einer Zusammenarbeit mit dem US-Handelsriesen „Walmart“, der die anonymen Daten seiner chilenischen Kundschaft beim Supermarktpendant „Lider“ an die Wissenschaftler weiterreichte. Und zuletzt: „33 bzw. 23 Prozent aller zucker- und kalorienreichen Produkte veränderten ihren Inhalt, um Siegel zu vermeiden.“ Was umso mehr erstaunt: Hierbei handelt es sich um die erste Stufe der Gesetzgebung – und die Effekte nach der aktuellen Stufe vor vier Jahren sind darin noch nicht enthalten.

Die Marschrichtung funktioniert und zeigt Wirkung
Im Januar 2023 hieß es vom chilenischen „Zentrum für Forschung in Lebensmittelumgebungen und Prävention chronischer Krankheiten“: „Was wir beobachten, ist, dass die Menschen heute besser verstehen, was sie essen. Dies spiegelt sich in einer Veränderung ihres Kaufverhaltens wider und darin, dass der Verkauf von Lebensmitteln mit Warnhinweisen zurückging, insbesondere bei Salz, Zucker und gesättigten Fetten.“ Auch die Marketingbeschränkungen hätten funktioniert, denn heute sind chilenische Kinder fast der Hälfte der Werbung für ungesunde Lebensmittel ausgesetzt, als vor der Einführung des Gesetzes. Fazit der Forscher: „Deshalb ist es enorm wichtig, die an Kinder gerichtete Werbung einzuschränken.“

Mit oder ohne Gesichtern?
Übrigens: der wissenschaftliche Dienst des Bundestages beschäftigte sich bereits 2010 mit dem Thema. In einem Papier heißt es trocken: „In europäischen und außereuropäischen Ländern gibt es bereits Initiativen zur Beschränkung von Werbung im Fernsehen für Nahrungsmittel mit hohem Fett-, Salz- oder Zuckergehalt.“ Kurz noch zurück zu den südamerikanischen Hasen aus dem „Jumbo“. Gerne hätte man vom Hersteller „Hans Riegelein & Sohn GmbH & Co.KG“ erfahren, was die vom harten Treiben in Chile so hält. Dazu heißt es: „Da sich die zuständigen Kollegen leider schon im Osterurlaub befinden, kann ich ihnen zeitnah keine Antwort zur Verfügung stellen.“ Fairerweise sei erwähnt, dass die Presseanfrage die Firma sehr kurzfristig erreichte. Wobei: der NGO Foodwatch gelang die Antwort innerhalb von 15 Minuten. Wer an Ostern die deutsche „Riegelein“-Webseite ansteuert, wird dort von vier großen, bunten Schokohasengesichtern und einem halben Küken angestrahlt.

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