Productivity & New Work Der Teilzeit Trend – Immer weniger Menschen arbeiten in Vollzeit

Der Teilzeit Trend – Immer weniger Menschen arbeiten in Vollzeit

Immer mehr Stellen werden in Teilzeit ausgeschrieben. Das ermittelte eine österreichische Studie – und das macht deutlich, wie wichtig alternative Arbeitsmodelle heute sind. Der Trend entfernt sich von der klassischen 40-Stunden-Woche und bietet so ganz neue Möglichkeiten, aber auch Gefahren.

So analysierte die Jobplattform Karriere.at, wie viele Stellenausschreibungen in Österreich für Vollzeit oder Teilzeit ausgeschrieben wurden. Zwar waren im Jahr 2023 drei von vier Ausschreibungen für eine Vollzeitstelle, doch werden es Jahr für Jahr weniger von diesen. 2021 waren 82 Prozent der Stellen in Vollzeit ausgeschrieben und 2022 waren es nur noch 78 Prozent – der Trend entfernt sich also offenbar tatsächlich langsam von der klassischen 40-Stunden-Woche hinweg und macht andere Arbeitsmodelle präsenter. Insgesamt wurden im letzten Jahr 15 Prozent der Inserate für Teilzeitstellen, während der Anteil dieser im Jahr 2021 nur bei zehn Prozent lag.

Auch stieg die Anzahl der Stellenangebote an, die flexibel sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitoptionen bieten. So lag der Anteil solcher Inserate 2021 bei nur sechs Prozent und lag im Vorjahr nun bei elf Prozent – das ist beinahe eine Verdopplung. Der Indeed-Job-Index zeigt außerdem, dass das keine Entwicklung ist, die nur in Österreich vorherrscht. Im Gegenteil: Denn in Deutschland werden mittlerweile sogar fast 16 Prozent der Stellen flexibel für Voll- oder Teilzeit ausgeschrieben.

In den Bereichen Pharma, Gesundheit und Soziales wurden im Branchenvergleich von Karriere.at am meisten Stellen in Teilzeit angeboten. Vier von zehn Inseraten waren hier Teilzeitstellen, außerdem gab es hier die meisten Optionen für flexible Arbeitszeiten. Auch in den Bereichen Assistenz und Verwaltung, Coaching und Training sowie Rechnungswesen und Controlling lagen die Anteile an Teilzeitstellen höher als im allgemeinen Durchschnitt, nämlich zwischen 25 und 29 Prozent. In männlich dominierten Berufen wie dem Handwerk wurden dagegen besonders selten Teilzeitstellen angeboten – nämlich nur in vier Prozent der Fälle.

Das ist kein Wunder in Anbetracht der Tatsache, dass Frauen noch heute in den meisten Fällen die Care-Arbeit und den Haushalt übernehmen, während die Männer Vollzeit arbeiten gehen. Hier gibt es noch immer ein klares Ungleichgewicht: So opfern Frauen durchschnittlich 3-mal häufiger ihre Karriere für das Kind, wie eine Studie ermittelte. Daher arbeiten Frauen auch grundsätzlich häufiger in Teilzeit als Männer, was mitunter auch den geringeren Anteil an Teilzeitinseraten in männlich dominierten Berufsgruppen erklärt. Das bestätigt auch die Studie von Karriere.at, nach der 36 Prozent der Frauen und nur sieben Prozent der Männer ihre Stundenzahl für Betreuungspflichten reduzieren.

Personalexpertin Charlotte Eblinger beschreibt den Trend im Arbeitsmarkt folgendermaßen: „Viele arbeiten natürlich Teilzeit, um Betreuungspflichten wahrzunehmen, aber auch der Wunsch nach mehr Freizeit und das finanzielle Auskommen spielen hier hinein.“ Sie nimmt auch wahr, dass viele alleinstehende Personen ihre Stunden reduzieren, um schlicht mehr Freizeit zu haben.

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die keine Teilzeitstellen anbieten, könnten im Wettbewerb um hochqualifizierte Arbeitskräfte künftig verlieren – oder tun es schon heute. Der anhaltende Mangel an Fachkräften spielt den Arbeitnehmenden hier in die Karten. Dennoch ist Teilzeitarbeit kein allumfassendes Lösungsprogramm: Es betrifft zwar einen spürbaren, aber dennoch relativ kleinen Anteil der Beschäftigten, die es sich finanziell leisten können.

Der anhaltende Trend zur Teilzeitarbeit hat dabei vor allem positive Auswirkungen für Frauen. Wenn Teilzeitarbeit nicht mehr eine Ausnahme ist, ergeben sich neue Möglichkeiten für die Karriereentwicklung, die zuvor nicht existierten – doch darf an dieser Stelle nicht vergessen werden, wie groß die Teilzeitfalle sein kann, in die sich viele Frauen begeben. Außerdem ist der Anteil der ausgeschriebenen Teilzeitstellen in Führungspositionen und im Management immer noch sehr gering. Das Modell des Topsharing als geteilte Führungsoption ist an dieser Stelle ein wichtiges Angebot, das Arbeitgebende zukünftig anbieten sollten, um sich an die Anforderungen der Arbeitnehmenden anzupassen.

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