Life & Style Psychedelika im Ukraine-Krieg: „Ich kehrte zum Leben zurück“

Psychedelika im Ukraine-Krieg: „Ich kehrte zum Leben zurück“

Jetzt auch Zauberpilze?

Nach Ansicht des Arztes würden die meisten Soldaten an der Front von seiner Behandlung profitieren. Er macht die Stigmatisierung und den „sowjetischen“ Ansatz in der Militärmedizin dafür verantwortlich, dass der Zugang zu dieser Behandlung erschwert wird, und setzt sich dafür ein, dass sie weiter verbreitet wird. Ein weiteres Ziel ist die Ausweitung der Behandlung auf verbotene Substanzen wie MDMA und Psilocybin (das aktive Molekül in sogenannten Zauberpilzen).

Abgeordnete und Beamte des Gesundheitsministeriums stehen dem weitgehend wohlwollend gegenüber. Kseniya Vozsnityna, die Leiterin von Forest Glade, einem staatlichen Militär-Rehabilitationszentrum, ist der Meinung, dass ein Pilotprojekt mit MDMA und Psilocybin innerhalb von sechs Monaten genehmigt werden könnte. Im Mai veranstaltete ihr Zentrum eine Konferenz über Psychedelika in der Psychotherapie. Voznitsyna glaubt jedoch, dass Psychedelika nur sparsam eingesetzt werden sollten, und vor allem niemals bei aktiven Soldaten. „Dies ist eine Therapie für schwierige Situationen, für medikamentenresistente Fälle, wenn die üblichen Methoden nicht funktionieren.“

Andere sind da anderer Meinung. Kholodilo meint, die Ukraine sollte Psychedelika einsetzen, um die Kampfleistung zu verbessern. Er sieht zwei Einsatzmöglichkeiten. Die erste nennt er „Dekompression“, um zu verhindern, dass Depressionen bei Frontkämpfern überhaupt erst entstehen. Die zweite wäre ein Ritual, um die Soldaten auf die Möglichkeit des Todes vorzubereiten. „Jeder Soldat, der an die Front geht, muss sich damit auseinandersetzen. Es lähmt einige von ihnen.“ Ein Soldat, der das Risiko des Todes akzeptiert, ist ein viel effektiverer Kämpfer, sagt er, und hat eine größere Chance zu überleben.

Der Einsatz von Psychopharmaka zur Unterstützung von Soldaten im Kampf wirft beunruhigende moralische Fragen auf. Die Armee ist noch weit davon entfernt, die Ketamin-Therapie offiziell zuzulassen, geschweige denn, sie an Soldaten zu verabreichen. Aber die ukrainischen Streitkräfte sind stark dezentralisiert, und einige Einheiten experimentieren offenbar damit. Kholodilo sagt, er habe bereits eine Eliteeinheit der Spezialkräfte für die Behandlung vorgeschlagen. „Die Soldaten waren überrascht, dass sie so schnell wieder an die Front zurückkehren konnten“, sagt er. „Sie hatten es einfach nicht für möglich gehalten.“

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