Bekommen wir bald ein „Home Office“-Gesetz, Herr Habeck?

Viele Beamte und Angestellte und Arbeitnehmer in akademischen Berufen haben sich seit Corona offenkundig mit ihren Arbeitgebern problemlos geeinigt, in welchem Umfang sie von zu Hause arbeiten dürfen. Und da der Fachkräftebedarf gewaltig ist, wird sich ein Unternehmer gut überlegen, ob er entsprechende Bitten ablehnt, auch dann, wenn weder ein Heil’sches noch ein Habeck’sches Gesetz dahinter steht. Allerdings: Während Beamte dies während der Pandemie zu 48 Prozent taten, nutzten Arbeiter selbst 2020 nur zu sechs Prozent ein Home-Office – einfach deshalb, weil ihre Präsenz vor Ort in der Regel erforderlich ist. Das gilt für Hilfs- und Facharbeiter übrigens in ähnlichem Umfang. Auch Angestellte im Dienstleistungsgewerbe, in der Gastronomie oder im Pflegebereich haben nichts von einem Recht auf Home-Office.

Auf die Unternehmer hingegen wird neuer Papierkram zukommen. Mit nahezu jedem Gesetz einher gehen Berichtspflichten, und da wird man erklären müssen, warum die Köchin in der Betriebskabine und der Hausmeister auf dem Werkshof und die Security-Leute am Eingangsbereich und die Handwerker weiter am Arbeitsplatz präsent sein müssen. Im Zweifel bitte Rücksprache halten mit dem Home-Office-Beauftragten, der bei einer Betriebsgröße ab etwa zehn Mitarbeitern sicherlich auch gesetzlich verlangt werden und für seine bisherigen Aufgaben dann nur noch eingeschränkt verfügbar sein wird.

Deutschlands Wirtschaft schnauft so heftig wie seit Jahrzehnten nicht. Und Sozialdemokraten, Grüne und Liberale in der Regierung sinnieren nicht darüber, wie man den Unternehmen Luft zum Atmen verschaffen könnte, sondern wie man ein weiteres Gesetz raushauen kann zur Erhöhung der Papierberge, die zwischen der Bremswirkung der Politik und der Schaffenskraft des Marktes in Deutschland akribischer aufgehäuft werden als in den meisten Ländern dieser Welt. Robert Habeck sollte keine neuen Novellen erdenken, sondern Praktika machen in Betrieben, nach dem Motto: „Herr Minister, hier geht’s in die Produktion!“