Wie Du Coaching-Hochstaplern nicht auf den Leim gehst

Begünstigt die Digitalisierung Coaching-Hochstapelei?

Die in fast allen Bereichen des Lebens immer schneller voranschreitende Digitalisierung hat auch vor der Coaching-Branche nicht Halt gemacht – und das hat Konsequenzen. So werden wir eine Entwicklung beobachten können, die – je nach Standpunkt – als Demokratisierung oder als Discountisierung des Coachings interpretiert werden kann: Es entstehen extrem gute Wachstumsbedingungen für verschiedenen Digital-Coaching-Anbieter, die auf neue Geschäftsmodelle setzen und von denen sich einige auf dem Markt durchsetzen und etablieren werden. Niederschwellig zugängliche Produkte, die standardisiert und zunehmend anonymisiert verabreicht werden, kommen auf den Markt; die angebotene Dienstleistung wird zum Franchise-Geschäft, bei dem es nicht darauf ankommt, wer es wo anbietet. Standardangebote werden günstiger und gleichförmiger. Wie beim Burger-Brater ist es Ihnen egal, wer Ihnen die Box über den Tresen reicht; Hauptsache, es ist das Bekannte drin. Wollen Sie aber den Rest Ihres Lebens – und vor allem in Schlüsselmomenten – Fast-food essen? Zudem lässt sich am Horizont auch die Dystopie eines vollautomatisierten, von Bots erledigten, „Basic“-Coachings erkennen, die mit einem seriösen Coaching nach anerkannten Qualitätsstandards gar nichts mehr zu tun hat.

Erkenntnis: Qualitativ hochwertiges Coaching ist persönlich und individuell
Bei Coaching geht es vor allem auch um den persönlichen, individuellen Austausch. Und das kann ein Algorithmus nicht leisten. Die Qualität der persönlichen Beziehung zwischen Coach und Coachee ist der Kernfaktor für den Erfolg. Daher stellt sich die Frage, ob eine Beziehung ausschließlich über virtuelle Kanäle eine auch nur annähernd gleiche Vertrauensbasis herstellen kann, wie ein Verhältnis, das im direkten Kontakt aufgebaut wird. Digitale Angebote bieten manchen Vorteil, der anders nicht zu erreichen wäre, und ergänzen so das klassische Coaching unter Umständen gut. Bei spezifischen Voraussetzungen mag sogar reines online-Coaching passend sein. Königsweg bleibt aber die reale Begegnung von Coach und Coachee. Denken Sie an Autos: Wo in der Werkstatt früher viel geschraubt und geschweißt, daneben noch ein ganz klein wenig Elektrik erledigt wurde, müssen KfZ-Mechatronikerinnen von heute mit fahrbaren Computern umgehen. Dem entsprechen Möglichkeiten und Komfort, die ohne Digitalisierung nicht zu realisieren gewesen wären. Viele Probleme werden inzwischen per Fernwartung über das Internet diagnostiziert und mittels Aufspielen neuer Software gelöst. Bereits ganz simple, aber zentrale Arbeiten wie Reifenwechsel mit Achsvermessung müssen aber nach wie vor in realem Kontakt mit dem Fahrzeug erledigt werden, was sich auch nicht ändern wird. Die Programmierung ist eben nur ein Teil des Autos, das immer noch auf realen Straßen fährt. Und so werden auch Arbeiten am Auto weiterhin nur bedingt und in überschaubaren Umfang online erledigt werden. Die Vorzüge des klassisches face-to-face-Coaching werden in Zukunft sogar noch deutlicher hervortreten: Menschen, die generell bereit sind, Zeit und Geld in ihr Fortkommen und ihre Lebenszufriedenheit zu investieren, werden auch mehr Mittel aufwenden, um sich einer persönlichen Beziehung zu versichern. Dieser Effekt wird sich mit dem Voranschreiten der Digitalisierung und Virtualisierung noch verstärken.

Fazit

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und lässt zahlreiche Digital-Coaching-Provider aus dem Boden sprießen, die Interessierten vordergründig ein besseres, digital-innovatives Coaching versprechen. Davon sollte man sich aber keinesfalls blenden lassen – auch weiterhin werden „analoge“ Coachingsitzungen einen zentralen Platz einnehmen, da sie in der Regel einen größeren Mehrwert bieten als die rein virtuellen Formate.
Generell müssen digitale Angebote aber keine Hochstapelei sein – und umgekehrt Coachings in Präsenz keine Garantie für hohe Qualität. Um sich dennoch im „Dschungel“ der (digital) Services und Coaches nachhaltig nicht zu verlieren, empfehle ich: Lassen Sie die Finger von vordergründig günstigen und leicht erreichbaren, aber intransparenten Angeboten.