Productivity & New Work Auch Gründer:innen brauchen mal Urlaub

Auch Gründer:innen brauchen mal Urlaub

Es klingt banal: Nur wer sich auch mal Auszeiten gönnt, ist produktiv und in der Lage, gute Entscheidungen zu treffen. Aber natürlich kommt es nicht darauf an, das zu wissen, sondern es auch zu machen, und genau das fällt vielen Gründern und Gründerinnen schwer. 

Das zeigt auch eine kürzlich erschienene Studie des VCs Balderton. Über die Hälfte (57%) der befragten 230 Gründer und Gründerinnen gibt an, dass sie ihre Arbeit höher priorisieren als ihr eigenes Wohlbefinden. Was das konkret bedeutet, lässt sich an weiteren Ergebnissen der Umfrage ablesen. 90% der Befragten berichten, sehr lange zu arbeiten und das obwohl vielen von ihnen bereits klar ist, dass diese zusätzliche Anstrengung zu keinen besseren Ergebnissen führt. 83% geben sogar zu, dass die Qualität ihrer Arbeit ab einem bestimmten Stundenpensum eher abnimmt. Genauso sind sich ähnlich viele Befragte (80%) darüber bewusst, dass es sich positiv auf ihre Leistung auswirken würde, wenn sie sich Zeit für Privates erlaubten. Aber weniger als ein Drittel (30%) setzt diese Erkenntnis auch um und gönnt sich regelmäßige Auszeiten oder unternimmt etwas zum reinen Vergnügen. Weshalb aber fällt es vielen Entrepreneuren so schwer, die Arbeit auch mal Arbeit sein zu lassen?

Die Verlockung, ständig alles zu geben, ist groß

Zuletzt wurde viel über das richtige Maß an Arbeitszeit und Freizeit diskutiert, vor allem darüber, mit welchen Modellen es möglich wäre, weniger zu arbeiten. Die Vier-Tage-Woche ist da eine Möglichkeit, aber auch mit anderen Formen, wie Jobsharing, Vertrauensarbeitszeit und Vertrauensurlaub wird jetzt immer häufiger experimentiert. Die letzten beiden Modelle basieren auf der Annahme, dass jeder Mensch selbst am besten einschätzen kann, wie er oder sie seine Arbeitszeit gestalten möchte, wann es Zeit für Urlaub ist und wie lange dieser am besten sein sollte. Im Ergebnis führt das ausgesprochene Vertrauen und die Gestaltungsfreiheit oft dazu, dass die Arbeitszeit sogar steigt statt sinkt, das zeigt unter anderem eine Studie der Universität Basel. Warum? Weil Selbstbestimmung so stark intrinsisch motiviert, dass viele Menschen sogar mehr Einsatz als gefordert zeigen. Je freier und selbstverantwortlicher die Arbeit, desto entgrenzter die Arbeitszeit. Das erklärt auch, weshalb es den meisten Gründern und Gründerinnen schwer fällt, Feierabend zu machen. Mehr Gestaltungsfreiheit und Identifikation mit dem Unternehmensziel, als sie es haben, geht kaum. Entsprechend groß ist die Verlockung, alles zu geben. Ständig. Aber entsprechend groß ist auch die permanente Unsicherheit und Verantwortung. Wenn dann der Runway knapp wird, also das Geld auszugehen droht, ist es schwer, sich eine Pause zu gönnen. Durch die Mischung aus steigendem Druck und dem Gefühl, um jeden Preis durchhalten zu müssen, erhöht sich die Belastung und es ist vielen kaum mehr möglich, abzuschalten. Jede kleine Pause wird von einem schlechten Gewissen begleitet.

Eine Plattitüde mit hohem Wahrheitsgehalt: “Gründen ist ein Marathon, kein Sprint”  
Hinzu kommt das Bild, das viele Gründende von dieser Rolle haben. Laut der Balderton Studie geben 84% der Befragten an, dass ein erfolgreicher Entrepreneur lange arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. 71% sind überzeugt davon, dass es von ihnen verlangt wird, die Arbeit höher zu priorisieren als ihr eigenes Wohlbefinden. Das ist zwar verständlich, aber leider nicht selten fatal für die eigene psychische Gesundheit und somit letztlich auch für das Unternehmen. Permanenter Druck verringert die Kapazität, gute Lösungen zu finden und es fehlt irgendwann die Kraft für klare Entscheidungen. Auch das Team leidet unter dauergestressten Gründern und Gründerinnen, irgendwann werden alle kopflos. Körperliche und mentale Fitness sind kein nice-to-have, sondern erfolgsentscheidend.Eine Plattitüde mit hohem Wahrheitsgehalt: “Gründen ist ein Marathon, kein Sprint”  
Hinzu kommt das Bild, das viele Gründende von dieser Rolle haben. Laut der Balderton Studie geben 84% der Befragten an, dass ein erfolgreicher Entrepreneur lange arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. 71% sind überzeugt davon, dass es von ihnen verlangt wird, die Arbeit höher zu priorisieren als ihr eigenes Wohlbefinden. Das ist zwar verständlich, aber leider nicht selten fatal für die eigene psychische Gesundheit und somit letztlich auch für das Unternehmen. Permanenter Druck verringert die Kapazität, gute Lösungen zu finden und es fehlt irgendwann die Kraft für klare Entscheidungen. Auch das Team leidet unter dauergestressten Gründern und Gründerinnen, irgendwann werden alle kopflos. Körperliche und mentale Fitness sind kein nice-to-have, sondern erfolgsentscheidend.

Eine Plattitüde mit hohem Wahrheitsgehalt: “Gründen ist ein Marathon, kein Sprint”

Hinzu kommt das Bild, das viele Gründende von dieser Rolle haben. Laut der Balderton Studie geben 84% der Befragten an, dass ein erfolgreicher Entrepreneur lange arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. 71% sind überzeugt davon, dass es von ihnen verlangt wird, die Arbeit höher zu priorisieren als ihr eigenes Wohlbefinden. Das ist zwar verständlich, aber leider nicht selten fatal für die eigene psychische Gesundheit und somit letztlich auch für das Unternehmen. Permanenter Druck verringert die Kapazität, gute Lösungen zu finden und es fehlt irgendwann die Kraft für klare Entscheidungen. Auch das Team leidet unter dauergestressten Gründern und Gründerinnen, irgendwann werden alle kopflos. Körperliche und mentale Fitness sind kein nice-to-have, sondern erfolgsentscheidend.

Für VCs sollte die mentale Gesundheit des Gründungsteams genauso wichtig sein, wie das Marktpotenzial und die Finanzplanung

Mich wundert es beispielsweise, dass die mentale Gesundheit von Gründenden im Rahmen einer sogenannten Due Diligence keine Rolle spielt. Das ist die Risikoprüfung, die VCs durchführen, bevor sie ein Investment tätigen. Im Rahmen der Management Due Diligence wird zwar geprüft, ob das Gründungsteam über die notwendigen Qualifikationen, Skills und Erfahrungen verfügen, um das Startup zum Erfolg zu führen, aber ob jemand in der Lage ist mit dem Stress körperlich und mental umzugehen, wird höchstens indirekt in den Blick genommen. Ich denke VCs würden davon profitieren, Resilienz aktiv zu prüfen. Beispielsweise indem erfahrene Coaches individuelle Persönlichkeitsprofile erstellen und die Passung des Teams analysieren. So können VCs vermeiden, in ein Startup zu investieren, das scheitert, weil das Management ausbrennt oder sich zerstreitet – beides häufige Ursachen für Unternehmenspleiten in der Frühphase. Auch die Gründer und Gründerinnen selbst würden von so einem Mental Health Check-up profitieren. Wenn sie wissen, dass ihre körperliche und mentale Stärke eine Rolle für ein erfolgreiches Funding spielt, bekommt Selbstfürsorge natürlich einen ganz anderen Stellenwert. Man steht weniger unter Rechtfertigungsdruck und kann darauf verweisen, dass seinen Urlaub zu nehmen in manchen Fällen ebenso ein Dienst am Unternehmensinteresse sein kann, wie darauf in Krisenzeiten zu verzichten. Damit das möglich ist, müssen sich aber beide Seiten davon verabschieden, dass ständige Erreichbarkeit und hartes Durchpowern der einzige Weg zum Erfolg sind.

Mentale Gesundheit von Gründer:innen in der Abwärtsspirale

Als Gründer kenne ich den großen Druck, unter dem man steht, wenn man mit einer ambitionierten Idee an den Start geht. Man will ja schließlich die Welt erobern. Viele haben schonmal davon gehört, dass die meisten Startups scheitern. Tatsächlich sind es zwischen 80% und 90% und die in den ersten drei Jahren. Scheitern ist also der Regelfall. Ich wollte lieber die Ausnahme sein und so gab ich Vollgas. Vor allem Urlaub wurde für mich unwichtig, den habe ich immer auf später verschoben und in vielen Jahren praktisch gar nicht genommen. 

Viele Gründende gehen sogar noch weiter. Nach und nach werden wichtige und erfüllende Dinge gestrichen: Freunde treffen, Sport machen, gesund essen oder auch einfach nur ausreichend schlafen. Das führt oft dazu, dass irgendwann die Kräfte ausgehen und die Nerven blank liegen. Aber anstatt etwas zu ändern, arbeiten sie einfach weiter oder erhöhen noch das Pensum. Es wird versucht, den Leistungsabfall durch weitere Arbeitsstunden auszugleichen. Eine Abwärtsspirale entsteht, die körperlich und mental krank macht. Oft steht dann am Ende die Diagnose Burnout. Ich stand über Jahre kurz davor und bin froh, dass es nicht so weit gekommen ist. Natürlich sind die Gründe dafür immer individuell, aber geholfen hat mir sicherlich, dass ich die Arbeit auch mal Arbeit sein lassen konnte. Inzwischen gelingt es mir sogar Urlaub zu machen. Ich schaue zwar zwischendurch trotzdem ab und an auf unsere Zahlen, aber es fällt mir deutlich leichter loszulassen.

Lieber auf Anteile verzichten als auf die eigene Gesundheit

Das ist auch möglich, weil wir uns bei HelloBetter für ein breit aufgestelltes Führungsteam entschieden haben. Einerseits, weil unser komplexes Geschäftsmodell viele verschiedene Köpfe und Fähigkeiten verlangt. Zum anderen, weil uns klar war, dass die Arbeit und der Druck in einem Startup mit dem Wachstum und der zunehmenden Komplexität nicht weniger werden. Beides lässt sich auf mehrere Schultern verteilt besser stemmen. Viele Gründer und Gründerinnen schrecken vor so einer Lösung zurück, weil sie ihre Anteile schützen möchten. Ich aber finde, schützt lieber eure Gesundheit! Dann bleibt auch mehr Kraft für das zweite Startup, falls es im ersten Anlauf noch nicht zum Unicorn gereicht hat. Nur Mut.


Hannes Klöpper, Co-Gründer und CEO der Online-Therapie-Platform HelloBetter, die unter anderem die erste digitale Therapie auf Rezept gegen Burnout entwickelt hat.

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